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Schlagwort: bauer (Seite 1 von 1)

Das Pferd

Da steht ein Pferd auf weiter Flur,
Der Wind fegt durch die Felder,
Das Pferd, ein Pony ist es nur,
Geht nimmer in die Wälder.

Denn eines Tages war es im Wald
Und trabte auf matschigen Wegen,
Da ward es zerstochen von Mücken alsbald
Und musste sich wochenlang pflegen.

Ein Bauer, der das Pferdchen sah,
Mit seiner müden Mähne,
Grub seine Hände in das Haar
Und striegelte die Strähnen.

Beim nächsten Mal nahm er das Maß
Mit einem langen Faden,
Vom Bauchumfang, das war ein Spaß,
Von Kopf und Hals und Waden.

Der Bauer ging zu seiner Frau,
Bat sie, sie sollt‘ was nähen,
Und tüchtig bis zum Morgengrau
War es ganz schnell geschehen.

Die Sonne scheint flach übers Feld,
An Gräsern hängen Tropfen,
Die Frau zieht hier, der Bauer hält,
Dann zerren sie und stopfen.

Im Nu ist nun das Werk vollbracht,
Das Pferd kann’s selbst nicht glauben,
Schwarzweiß gestreift, der Bauer lacht,
Das Zebrapferd muss schnauben.

Schnell spricht sich’s rum, Pony und Kleid,
Die Leute kommen und staunen,
Das Pony strahlt und wiehert breit,
Die Menschen beginnen zu raunen:

Einst stand ein Pferd auf weiter Flur,
Der Wind ging durch die Felder,
Das Pferd, ein Pony war es nur,
Geht seitdem in die Wälder.

David Damm, 2022

Das letzte Gericht

Die weiße Gans steht ganz entzückend
Auf bunter Wiese Blümchen pflückend,
Hans steht am Zaun, er lächelt, lacht,
Bestaunt die Gans in ihrer Pracht.

Sie zupft am Federkleid, sich schmückend,
Doch dann droht dicke Luft – bedrückend,
Das schwere Gattertor geht auf,
Die Gans ist klug – macht Dauerlauf.

Der Bauer hinkt auf krummen Krücken,
Er flucht, verdammt, aus vollen Stücken:
»Du dumme Gans bleib endlich hier,
Ich krieg dich schon, du blödes Tier!«

Der Bauer schnauft und will sich bücken,
Da schießt ihm Schmerz in seinen Rücken,
Die Gans quietscht laut vor Angst und Schreck,
Der Bauer schwankt und sitzt im Dreck.

Rasch nimmt er ein paar Whiskeyschlücke,
Auf dass sein Leiden sich verdrücke,
Und als er wieder um sich sieht,
Sieht er noch wie die Gans entflieht.

Das Tor steht offen, schwups, ruckzück,
War sie entfleucht, kein Blick zurück,
In weiter Ferne wippt der Schwanz,
Und Hans macht einen Freudentanz.

Die Gans gerettet, ganz im Stück,
Der Hans ist außer sich vor Glück,
Er wünscht ihr noch ein langes Leben,
Von vielen Gänseklein umgeben.

David Damm, 2021

Erntezeit

Die Sonne steht über den Fluren,
Die Ähren so golden und prall,
Die Bauern verbringen’s Getreide
Und lagern es trocken im Stall.

Die Blätter der Bäume verfärben
Und schillern so gelblich im Wind,
Ach, könnt‘ ich dem Herbste entrinnen,
Er macht mein Gemüte so blind.

David Damm, 2016