Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Schlagwort: berlin (Seite 2 von 4)

Mitte

Es stritten Beamte in Mitte,
Ob dies eine würdige Sitte,
Die Wippe zur Einheit,
Das schwor’n sie bei Meineid,
Es war Erichs letzteste Bitte.

David Damm, 2017

Der junge Stieglitz

Abends wander‘ ich durch Steglitz,
Von der Arbeit mausetot,
Und da sitzt am Weg ein Stieglitz
Frisch betupft mit Gelb und Rot.

Helle Freude wiegt sein Antlitz,
Eifrig pickt er Krumen Brot, –
Doch dann flieht er wie ein Potzblitz,
Weil er glaubt, er wird bedroht.

Fort entschwunden durch den Zaunschlitz,
Fliegt er weit in seiner Not,
Und so tönt das Lied des Stieglitz
Durch das müde Abendrot.

David Damm, 2017

Amsels Abendgesang

Hoch oben
Auf einem dünnen wiegenden Aste
Saß die Amsel, tiefschwarz,
Und sang in den blauen Wind.
Aus voller Kehle erzählte sie –
Dem rauschenden Wasserfall,
Dem donnernden Flugzeug,
Der surrenden Seilbahn,
Den ruhenden Spaziergängern –
Von ihrem blumigen Tag.

David Damm, 2017

Englischer Garten mit Tulpen auf der IGA (Gärten der Welt)

Vonne inne Wanne jehn

Vonne inne Wanne jehn,
Da jibts mir Schrumpel anne Zehn,
Doch Entenflatschen mag ick nich,
Ick bin ja ooch keen Schnatterich,
Drum häng ick meene Beene dann
Hoch inne Luft, weil ick dit kann,
Damitte Käsemauken lüften
Und wieder super dufte düften.

David Damm, 2017

Wolkenmaschen

Wolkenmaschen,
Mit kalter Nadel gestrickt,
Verhüllen die Stadt
Unter einer Wolldecke
In weiß, blau, rot und grau.

David Damm, 2017

Die Tüte

Eine große weiße Plastiktüte mit blauer Aufschrift steht auf dem Sitz neben dem Mann in der S-Bahn. Die Beine hat er zusammen gezogen und die Hände dazwischen geklemmt.
An seinem linken Fuß steht eine Bierflasche auf dem Boden. Er greift nach ihr, nimmt den letzten Schluck und kramt dann in der Tüte. Mit gerötetem Gesicht, einer Knollnase und dünnem Haar erinnert er an Harald Juhnke. Er tauscht die Flasche gegen eine volle aus. Die Verschlusskappe zischt und er kostet von ihrem Inhalt.
Auf der Tüte steht: »Achtung! Patienten-Eigentum!«

Eine Million Bücher

In einer Lagerhalle in Berlin-Tempelhof findet der Abverkauf von über einer Million Bücher zu je einem Euro statt. Die Bücher dort sind die Überreste eines Buchgroßhandels aus Köln, der Pleite gegangen ist. Die Buchhandlung nahm Restauflagen von den Verlagen zu einem guten Preis ab und verkaufte diese als preisreduzierte Mängelexemplare weiter. Das Konzept ist jedoch auf Dauer nicht aufgegangen und nun werden die Bücher regelrecht verscheuert. Nachdem erst einige Monate in Köln der Abverkauf statt fand, hat man nun unzählige LKW-Ladungen voll mit Bücherpaletten nach Berlin gekarrt. Keine Frage, da musste ich hin!

1.000.000 Bücher – je 1 Euro

In der Nähe des U-Bahnhofs Alt-Mariendorf hinter der Großbeerenstraße steht die unscheinbare Lagerhalle in einem Industriegebiet. Ein selbst gezimmertes Hinweisschild weist auf den letzten Metern den Weg in die richtige Richtung zum Eingang. Die automatischen Schiebetüren öffnen sich und es offenbart sich eine Halle von mehreren hundert Quadratmetern. Vom Kunstlicht hell erleuchtet stehen dicht aneinander gereiht Palette um Palette. Wild umher stobende Bücher quillen aus den Paletten hervor. Die Transportboxen drohen aus ihren Nähten zu platzen. Ich werde schlicht von der Fülle erschlagen.

Ich nehme mir jede einzelne Reihe vor, um ja kein vermeintliches Schätzchen zu übersehen. Doch das wird eine Mammutaufgabe. Es gibt etliche Kochbücher, Kinderbücher, Krimis, Romane und Groschenheftchen. Häufig eine ganze Palette von einem Buch. Aber dann wird schnell klar, dass die allerbesten Sachen schon weg sind oder vielleicht nie gegeben hat. Zwei Stunden wühle ich mich durch die Bücherstapel mit Literatur aus den vergangenen 20 Jahren und finde dann doch sieben kleine Dinge, die mich interessieren.

1.000.000 Bücher

Zuerst sei das PC-Spiel Boulderdash genannt. Ich fand es irgendwo zwischen ein paar wenigen DVDs und musste es mitnehmen, weil es mich an das Original auf dem C64 erinnerte. Das Spiel war Kult und ich musste es haben. Für einen Euro. Geschenkt!

Zwischendrin gabs immer wieder mal ein paar CDs: manche mit Schlagermusik aus den 90ern, mit Daniela Katzenberger und sogar ein paar Hörbücher. Ich habe drei gefunden, die mir gefallen haben:

  • »Diamantenfieber« von Ian Fleming
  • »Sakrileg« von Dan Brown
  • »Am schönsten Arsch der Welt« von Bernhard Hoëcker

Und nun zu meinen Highlights – den Büchern. Sie haben mich regelrecht angesprungen und ich wollte auch nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. Und so habe ich doch tatsächlich zwei Poesiebücher in dem riesigen Wust gefunden. »Die schönsten Gedichte« von Friedrich Schiller mit Klassikern wie »Das Lied von der Glocke«, »Die Kraniche des Ibykus« und »Die Bürgschaft«. Mir war ganz entfallen, dass »Die Bürgschaft« 20 Stropen lang ist mit je 7 Versen. Das macht also insgesamt 140 Zeilen, die ich damals in der Schule freiwillig auswendig gelernt hatte. Ich war auch mächtig stolz darauf. 🙂

»Weil Lachen fröhlich macht«, hatte einen schönen Titel und bezeichnete sich selbst als Gedichte-Schnupperbuch für neugierige Kinder. Nun bin ich rein äußerlich kein Kind mehr, aber es zauberte mir sofort ein Lächeln ins Gesicht und da habe ich es eingesackt. Die Gestaltung des Buches ist ganz wunderbar mit vielen liebevollen schwarz-weiß-blauen Zeichnungen. So erfährt man zum Beispiel, warum der armen Tante Adelheid ihr Rüschenkleid geplatzt ist. Die Gedichte stammen von unterschiedlichen Dichtern und wurden sorgsam für Kinder ausgewählt. Häufig werden Tiere thematisiert, z. B. in »Ungereimtes über den Iltis« von Masche Kaléko.

Jung – Dynamisch – Erfolglos

Zu allerletzt habe ich »Ein literarischer Bewerbungsratgeber« entdeckt, dessen Untertitel mich überzeugt hat. Und wer hat denn nicht selbst schon einmal in dieser schwierigen und anstrengenden Phase gesteckt? Da kann es durchaus interessant sein, ob nicht Kästner, Orwell, Bukowski, Tucholsky und andere in dem knapp 200-seitigen Buch irgendwelche Tipps für einen selbst bereit halten. Natürlich immer mit einem Augenzwinkern. 😉

Pulsgeworden

Im September 2016 ist eine Anthologie unter dem Namen »Pulsgeworden – Stadt schlägt Sinn in Dir« erschienen. Die Herausgeberinnen sind Stephanie Mattner vom Projekt Sternenblick und Jennifer Hilgert.

Im Buch beschreiben etwa 50 Autorinnen und Autoren ihren ganz persönlichen Blick auf die Stadt Berlin. In Form von Gedichten und Kurzgeschichten wird hier vom Ankommen in der Stadt gesprochen, von der Liebe zum Kiez, vom Mauerfall und der Wendezeit, von den Menschen und den Straßen, vom Entdecken per Bus und Bahn, vom Erlebnis Berlin bei Tag und bei Nacht.

Zur Premiere gab es eine Lesung im Cafe Mahlsdorf. Etliche Autorinnen und Autoren fanden sich in gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen an einem Sonntagnachmittag ein. Elf Vorträge wurden gehalten, wobei jeder sein abgedrucktes Werk und bis zu drei weitere Stücke in zehn Minuten vortragen durfte.
Ein alter Mann, ganz in weiß gekleidet, nahm vor dem Publikum Platz. Er setzte sich nicht, sondern trug seine »Ode an die Spree« im Stehen vor. Er hatte die losen Zettel auf dem Tisch abgelegt und den Stuhl zur Seite gerückt. Sein Blick ging in die Ferne und er sprach die Verse frei und klar hinaus. Mit seiner Mimik untermalte er das Gesagte und mit den Händen gestikulierte er: sei es der Fluss, der sich in seinem Bett wandte, die Raben, die über Moab flogen oder der Kirchturm, hinter dem die Sonne verschwand. Nach der Ode folgten weitere Gedichte, wo jedes für sich eine eigene Geschichte aus Moabit erzählte, zusammen genommen jedoch ein kleines Meisterwerk entstand. Mit begeistertem Applaus wurde diese fabelhafte Vorstellung von Horst Jahn honoriert.

Nach gut zwei Stunden und einer kleinen Pause, die zum Kontakte knüpfen und für ein Gruppenfoto genutzt wurde, fand diese Lesung ihren erfolgreichen Abschluss.
Eine weitere Lesung mit anderen Autorinnen und Autoren aus dem Buch »Pulsgeworden« findet am Samstag, 3. Dezember, um 20 Uhr im DanTra’s in Schöneberg statt. Facebook-Termin vormerken!

Pulsgeworden Gruppenfoto

P.S. Ich bin mit meinem Gedicht »Erwachen einer Stadt« im Buch vertreten.

Der Hausspatz

spatzen-am-meisenknoedel

An einer Ecke in Berlin
Schwingt an ’nem Straßenschild
Ein Meisenknödel hin und her,
Und macht die Spatzen wild.

Sie kommen aus dem Waldgesträuch
Und piepsen keck mit Lust,
Ein Sonnenblumenkern, der schmeckt,
Und stärkt die schmale Brust.

Die Menschen fegen durch das Laub,
Die Spatzen fliegen flach,
Sie stieben fort als flinker Schwarm,
Und landen auf dem Dach.

Der Schornstein raucht, der Himmel blaut,
Die dünnen und die dicken,
Die hocken sich im Sonnenschein
Auf’s Fensterbrett und picken.

Der Giebel ist aus rauhem Holz,
Dahinter Gelb vom Stroh,
Ein Spatz schlüpft durch den engen Spalt,
Und haust dort warm und froh.

November liegt schon in der Luft,
Es tschilpt ein kleiner Matz,
Gefüttert werden möcht‘ er liebst
Von seinem Elternspatz.

David Damm, 2016

 

Mal wieder mit Bahn fahren

Ein Mann mit riesigen dicken Brillengläsern und fettig nach vorn über die Glatze gestrigelten Haaren wundert sich beim Einsteigen in die S-Bahn mit einem unaufhörlichen Mantra:

Das ist ja wie ne Ziehharmonika. Das ist ja wie ne Ziehharmonika.

Café Mahlsdorf

»Nehmen Sie schon mal Platz«,
Sagte die Gemahlin des Hauses
Und servierte ein kühles Malz
Mit frisch gemahlenem Kaffee.
Manchmal erklangen Worte,
Die Worte malten Bilder
Und setzten ein Denkmal im Kopf.
Tausendmal hörte ich zu,
Malträtierte meine Gedanken,
Und zum ersten Mal
Nahm ich ein schmales Licht wahr –
Vor der Tür rauchte jemand Marlboro.

Lesung am Wannsee

Segelschiffe treiben wie Dreiecke über den Wannsee. Zwischen den Wolken lugt ein Diamant hervor und glitzert zu Tausenden im Wasser. Die durstigen Blätter der Linde rauschen im Wind. Eine Möwe fliegt hoch am Himmel, ein Kormoran knapp über der Wasseroberfläche.
Am Ufer ist eifriges Geplauder zu vernehmen. Weiße klapprige Plastikstühle wurden in der Rotunde aufgereiht. Auf der bemoosten halbrunden Steinbank stehen Bier- und Weingläser und unterhalten sich. Eine Frau mit blonden Haaren spricht den jungen Mann neben mir an. Heute sei Open-Air am Gleisdreieck. Oder am Kranzlereck? Und morgen am Sonntag gibt es Horst Evers.
»Ick weeß die Uhrzeit nich«, sagt sie.
»Ick hab den schon oft jesehn, aber noch nich jehört.«
Doch jetzt kommt erstmal Gott.

Weiterlesen

Berlin-Gesundbrunnen

Es ist Freitag. Feierabend. Kurz vor halb sechs. Auf dem Fernbahngleis fährt ein Sonderzug ein. Die Bremsen quietschen ohrenbetäubend bis der Zug in voller Länge am Bahngleis ruht. Mir fällt das Lied von Pankow ein, doch dieser soll nach Warnemünde an die Ostsee fahren.
Der kümmerliche Sommer meldet sich mit zaghaft steigenden Temperaturen zurück, so dass es für diejenigen, die ans Meer wollen, ein schönes Wochenende werden könnte. Auf dem Zug steht »Cruise Train Berlin«. An den Waggontüren sind weiße A4-Zettel mit seitenfüllenden Buchstaben angebracht. Von Wagen zu Wagen steigen sie in alphabetischer Reihenfolge von A bis G oder H an.

Im Wartehäuschen auf dem Bahnsteig sitzt ein junger Mann allein. In dem gläsernen Haus hockt er auf der harten Bank. Er fühlt sich unbeobachtet. Ich kann jedoch zwischen den in Brusthöhe aufgeklebten horizontalen Sichtschutzstreifen hindurch sehen. Das ist nicht schwer. Drei schmale Streifen können keine Privatsphäre spenden. Das ist auf einem Bahnsteig nicht nötig.
Nach vorn gebeugt zückt er ein Feuerzeug. Die Flamme will nicht zünden. Er versucht es noch einmal. Er hat das Ventil bis Anschlag aufgedreht und hält die große, rotgelbe Flamme unter ein Stück Alufolie. Sein Kopf senkt sich darüber und er atmet mit einer selbst gedrehten Zigarette den Dampf tief und ruhig ein. Sein Blick geht nur auf das Stück Alupapier. Das Schild mit dem Rauchverbot muss er übersehen haben.

Berlin Gesundbrunnen

Eine Reiseleiterin schwenkt zwei Zettel mit den Zahlen 14 und 15 über ihrem Kopf. Kurz darauf folgt eine bunte, aufregend schnatternde Truppe und sie steigen in den vorletzten Wagen des Zuges mit dem Buchstaben A ein. Die Sprachfetzen, die ich wahrnehmen konnte, hörten sich Englisch an.
Aber warum ein Sonderzug, ist irgendein besonderes Event in Warnemünde? Ich grübele, bis mir einfällt, dass im Sommer die Hanse Sail statt findet. Aber das kann nicht sein, denn die war schon am letzten Wochenende. Vielleicht sollen die Berliner und die Touristen einfach entspannt mit dem Zug zur Ostsee »cruisen«.

Die Automatiktüren des Wartehäuschens öffnen sich und ein älterer Mann nimmt mit seinem Rollkoffer auf der zweiten Sitzreihe Platz. Ich gehe noch einmal ein paar Schritte am Häuschen vorbei. Der andere Mann ist verschwunden. Mein Zug müßte nun jeden Moment einfahren.

Synonyme für Geld

Beim Spazieren durch Berlin bin ich letztens auf einen Geldautomaten gestoßen, der eine ganz besondere Verkleidung hatte. Raffiniert, dachte ich, zückte mein Smartphone und fotografierte.

Geld

Der Geldautomat ist jederzeit von der Straße zugänglich und als ich später im Dunkeln daran vorbeikam, war die passende Beschriftung hell beleuchtet. Eine wirklich kreative Idee.

Hier kommt die Auflistung in alphabetischer Reihenfolge:

  • Asche
  • Cash
  • Kies
  • Knete
  • Kohle
  • Kröten
  • Mäuse
  • Moneten
  • Moos
  • Piepen
  • Pinke Pinke
  • Schotter
  • Tacken
  • Zaster

Anschließend habe ich mich gefragt, ob das womöglich alle Synonyme sind, oder ob es noch weitere Begriffe für »Geld« gibt? Fällt euch noch etwas ein?

Grand Beton

Ich wohne jetzt im Grand Beton,
In schlichtem Grau, doch mit Balkon,
Mir ist als hätt‘ ich ’ne Vision
Von meinem Hotel Grand Beton.

Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Die Leute kennen mich hier schon,
Ich habe Festnetztelefon
In meinem Hotel Grand Beton.

Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Die Lage ist ein Lutschbonbon,
Es brummt und rattert monoton,
Vor meinem Hotel Grand Beton.

Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Ganz oben wie auf einem Thron,
Sie glauben ich hätt‘ ne Million
Und mir gehört‘ das Grand Beton.

David Damm, 2016

Die Arena

Schrille Schreie am frühen Himmel,
Zwischen roten Backsteinen unter’m blauen Dach.
Dutzende Mauersegler,
Ihre Runden ziehend
Wie aufgeregte Kinder auf dem Karussell.

Im Mittelpunkt die haushohe Tanne,
Die im Winter mit Schnee bedeckt
Und von Kerzenlichtern erhellt,
Allein und festlich steht sie da,
Bewacht den Hof mit ihrem dunklen Grün.

Im dritten Geschoss hängen Nistkästen,
Unter glänzenden Dachpfannen,
Über geöffneten Fenstern, in die der Sommer strömt.
Ein lautloses Gleiten und rastloses Segeln –
Wie schön ist die Luft!

David Damm, 2016

Sonntagsgespräch

Irgendwo in Prenzlauer Berg an einer Ampelkreuzung. Ich sitze auf dem Fahrrad und warte vor der roten Ampel. Ein alter Mann geht mit Krückstock auf dem Gehweg und spricht mich an:

Er: »Sind Sie auch gläubig?«

Ich: »Nein.«

Er: »Aber Gott liebt sie trotzdem.«

Ich: »Danke.«

Er: »Schönen Sonntag!«

Ich: »Ihnen auch!«

Erwachen einer Stadt

Die Müdigkeit auf Straßen fällt,
Der seichte Nebel fort entschwebt,
Kaum Tageslicht die Stadt erhellt,
Der Bahnhof leer und unbelebt.

Die Straßen ewig lang und breit,
Die Ampeln geh’n mit Taktgefühl,
Sie schlagen schneller mit der Zeit,
Als hätten sie ein Reiseziel.

Drei hagere Gestalten steh’n
Im Schein des fahlen Neonlichts,
Die Pflicht zur Arbeit hinzugeh’n –
Ein Zug kommt jeden Augenblick.

Die dicken Straßentauben gurr’n,
Laut aufgeschreckt durch Polterei,
Von Rädern, die durch’s Gleisbett surr’n
Und quietschend Halten auf Gleis Zwei.

Ein Morgen voller Tatendrang,
Ein Tag, noch ungewiss und grau,
Doch taufrisch fängt die Sonne an
Und färbt die Kuppel himmelblau.

David Damm, 2016

Tram, Tram

Weine nicht, wenn der Regen fällt –
Tram, Tram. Tram, Tram.
Es gibt eine, die immer hält –
Tram, Tram. Tram, Tram.
Pflasterstein und Gleisbett bricht,
Aber unsere Bahnen nicht,
Alles, alles fährt vorbei,
Die Tram hält sorgenfrei.

David Damm, 2016

Weiterlesen