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Schlagwort: bvg (Seite 1 von 1)

Falschanzeige

Wenn eine elektronische Anzeige mir anzeigt, dass sie nichts anzeigen kann, dann hat die Anzeige einen Anzeigefehler, denn ich konnte ja auf der Anzeige lesen, dass die Anzeige eigentlich nichts anzeigen sollte, d.h. die Anzeige funktionierte also doch.

Schicke Stricksitze

Die letzten Tage ist es nochmal richtig kalt geworden. Tagsüber um 0 Grad, nachts teilweise -10. Wenn es dann etwas Schnee in Berlin gegeben hätte, hätte es doch noch ein Winter werden können. Stattdessen freuen wir uns schon seit Anfang Januar über blühende Kirschbäume, klingende Schneeglöckchen und leuchtende Winterlinge. Inzwischen stecken die Krokusse ihre farbigen Köpfe hervor und von den Tulpen gucken schon die Spitzen aus der Erde. Zu alledem gab es mehrere Tage hintereinander Sonnenschein, wahrlich eine Freude, aber damit einhergehend auch klare klirrende Nächte.

Wie schön wäre es da, beim Warten auf den Bus, weil der wieder zu spät kommt, auf den Haltestellensitzen im Sonnenschein warten zu können. Bloß sind die so arschkalt, dass man sich beim Setzen sofort den Hintern abfriert. Doch in Steglitz hat sich jemand eine elegante Lösung für dieses Problem überlegt und sofort in die Tat umgesetzt: Stricküberzieher für verschiedene Haltestellensitze der BVG. Und damit ein bisschen mehr Farbe zum monotonen Himmelblau und eintönigen Gelb der Busse hinzu kommt, gibt es die dort sogar in Rot, Dunkelblau und Grau. Grau als Erinnerung an die grauen Wintertage. 😉

Tram, Tram

Weine nicht, wenn der Regen fällt –
Tram, Tram. Tram, Tram.
Es gibt eine, die immer hält –
Tram, Tram. Tram, Tram.
Pflasterstein und Gleisbett bricht,
Aber unsere Bahnen nicht,
Alles, alles fährt vorbei,
Die Tram hält sorgenfrei.

David Damm, 2016

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Zurückbleiben, bitte!

Der U-Bahn-Fahrer blickt aus seiner geöffneten Tür.
Er hält sich das Mikrofon vor den Mund und aus den Lautsprechern der Wagen tönt es:
»Zurückbleiben, bitte!«

Menschen drängen weiter in die Bahn.
Mit energischem Ton wiederholt der Fahrer:
»Zurückbleiben, bitte!!!«

Niemand hört auf ihn.
Etliche Personen springen in die Bahn hinein.
Der Fahrer wiederholt langsam und deutlich, damit ihn jeder einzelne Passagier gut verstehen kann:
»Zurück, zurück, zurück, zurück, … zurückbleiben, bitte!«

Die Türen schließen und der Zug setzt sich in Bewegung.

Lärm am Adenauer Platz

U-Bahnhof Adenauer Platz. Ich steige die Treppenstufen hinauf und wundere mich über den zunehmenden Lärm. Autos hupen. Reifen quietschen. Gegröle. Ich stehe auf dem Kudamm und frage mich, ob heute ein Fußballspiel statt gefunden hat, das es zu feiern gilt. Doch die Weltmeisterschaft ist längst vorbei – Deutschland ist Weltmeister. Gruppen von Fahrzeugen blockieren die gesamte Straße, rollen absichtlich langsam vorwärts, um mit einem Mal Vollgas zu geben. Die Reifen drehen durch. Es riecht nach Gummi. Die Fensterschreiben sind herunter gekurbelt und die Menschen lachen und freuen sich. Bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass auf der Motorhaube eines dicken Mercedes ein weißer Blumenstrauß mit langen Bändern befestigt ist. Die Kolonne wendet an der nächsten Ampel und fährt die Strecke von hundert Metern immer wieder im Kreis. Die Stimmung ist laut und ausgelassen. Eine türkische Hochzeit.

Einige Schritte die Straße weiter, steht vor den Glasfenstern eines geschlossenen Geschäftes ein junger, bärtiger Mann mit langen Haaren. Mit blankem Oberkörper und nur mit einem karierten Schottenrock und Boots bekleidet, wartet er auf irgendetwas und genießt sein Bier allein.

Fahrkartenautomat

Ich stehe vor dem Fahrkartenautomaten in der U-Bahn. Es gibt immer zwei – einen, der nur Kleingeld oder Karte akzeptiert, und direkt dahinter einen, der auch Scheine annimmt. Da ich mir eine Viererkarte fürs Stadtgebiet AB holen will und noch eine Viererkarte für ABC, um damit ins Brandenburger Umland fahren zu können, wähle ich den Automaten mit den Scheinen. Ich zahle ungern mit Karte. Ich habe einen Zwanziger in der Tasche und dürfte maximal vier Euro wieder bekommen. Ich wähle die Viererkarte AB aus und möchte nun die andere hinzunehmen, aber ich finde die Option nicht. Es gibt keine Taste auf der steht »Weitere Fahrscheine auswählen«!
Ich breche ab, versuche es noch ein Mal, vielleicht habe ich zuvor die falsche Taste gedrückt. Aber nein, wieder! Nichts zu machen. Na gut, sage ich mir, dann kaufe ich sie eben einzeln. Ich zücke den Zwanziger und freue mich schon auf den Jackpot, wenn das Wechselgeld in die Schublade klimpert. 8,80 € sind zu zahlen. Doch der verdammte Automat will auch meinen Zwanziger nicht. Bisher nahm jeder Automat Fünfer, Zehner und Zwanziger. Dieser hier will aber nur Fünfer und Zehner schlucken. Mist! Hätte ich beide Fahrscheine kombinieren können, hätte er sicher auch den Zwanziger genommen, aber das war mir unmöglich. So kommt mir die Idee, es am Automaten am anderen Ende des Bahnsteigs erneut zu versuchen. Doch auch hier Enttäuschung – das gleiche Spiel. Verdrossen und verzweifelt krame ich in meiner Kleingeldbörse und finde glücklicherweise noch ein paar Münzen, um mir wenigstens einen Einzelfahrschein AB für 2,60 € kaufen zu können. In der Zwischenzeit ist mir eine Bahn vor der Nase weggefahren. Zerknirscht steige ich in die nächste ein und frage mich, wo die richtigen Automaten stehen – etwa nur auf den S-Bahn-Bahnsteigen?
Und noch etwas – es gibt gar keine Viererkarten für ABC, nur für AB. Wieder was gelernt.