Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Schlagwort: morgen (Seite 1 von 1)

Das Ritual

Wenn ich am Morgen müd erwache,
Mach ich erst immer eine Sache,
Denn nur, wenn ich sie nett begrüße,
Gehorchen meine beiden Füße.

Welch Lasten müssen sie ertragen,
Besonders an den langen Tagen,
Von engen Schuhen platte Füße,
Was ich mit mancher Blase büße.

Doch wenn der Abend nun anbricht,
Sitz ich im warmen Schummerlicht,
Und dicht bei mir sitzt meine Süße,
Massiert und knetet mir die Füße.

David Damm, 2022

Bianca Körner zelebriert im April auf Instagram den Poesiemonat, den National Poetry Month. Jeden Tag stellt sie eine Aufgabe und ich mache mit.
Die 7. Aufgabe lautete: »Schreibe über jemandes Füße.« Ich habe die Aufgabe leicht abgewandelt und über meine Füße geschrieben.

Am Weihnachtsmorgen

Die sehnsüchtig erwartete Heilige Nacht
Hat tausende Sterne zu uns gebracht.

Noch gehen kaum Menschen auf den Wegen,
Die meisten von ihnen schlafen mit Segen.

Die Dächer sind weiß bedeckt und rau,
Mit Eisdiamanten statt Morgentau.

Eine geplusterte Taube sitzt auf dem Dach,
Sie gurrt und macht die Nachbarschaft wach.

Aus einigen Schornsteinen qualmt der Rauch,
Geschmückt steh’n die Tannen, wie es der Brauch.

Entpackte Geschenke steh’n unter dem Baum,
Der Duft von Zimtsternen schwebt durch den Raum.

Draußen von Ferne tönt Hundegebelle,
Es schlagen die Glocken der Kirchenkapelle.

David Damm, 2021

Der Wachmacher

Am Morjen um Fünfe kriech ick aus dem Bett,
Ick quäle und schlepp mir auf Eichenparkett
Zum Frühstück und knipse dit Radio an,
Es dudelt und quasselt der Nachrichtenmann.

Und weil ick vor Müdigkeit nüscht weiter schaffe,
Drum gönn ick mir erstmal zwee Kaffee mit Kaffe.
Die schwärzeste Brühe mit Zucker muss her,
Sonst klappt mir dit Ooge, die Lider so schwer.

Ick kipp mir dit dampfend Jesöff in die Birne,
Nun arbeitet’s wieder in meenem Jehirne,
Ick fühl mir lebendig, so richtig doll wach,
Und wünsch dir, meen Lieba, nen blendenen Tach.

David Damm, 2017

Erwachen einer Stadt

Die Müdigkeit auf Straßen fällt,
Der seichte Nebel fort entschwebt,
Kaum Tageslicht die Stadt erhellt,
Der Bahnhof leer und unbelebt.

Die Straßen ewig lang und breit,
Die Ampeln geh’n mit Taktgefühl,
Sie schlagen schneller mit der Zeit,
Als hätten sie ein Reiseziel.

Drei hagere Gestalten steh’n
Im Schein des fahlen Neonlichts,
Die Pflicht zur Arbeit hinzugeh’n –
Ein Zug kommt jeden Augenblick.

Die dicken Straßentauben gurr’n,
Laut aufgeschreckt durch Polterei,
Von Rädern, die durch’s Gleisbett surr’n
Und quietschend Halten auf Gleis Zwei.

Ein Morgen voller Tatendrang,
Ein Tag, noch ungewiss und grau,
Doch taufrisch fängt die Sonne an
Und färbt die Kuppel himmelblau.

David Damm, 2016

Sonnenschein

Guten Morgen, strahlender Sonnenschein,
Bringst klares Licht in mein Leben hinein,
Errettest mich aus dem Dunkel der Nacht,
Bist der Stern am Himmel, der zu mir lacht.

David Damm, 2007

Amselstadtkind

Amselstadtkind

Eines Morgens hinter’m Haus
Hüpften durch des Morgentaus
Wassertropfen, hier und da,
Amselkind und Glitzer-Star.

Amsel,  auf der Brust befleckt,
Hat‘ den Zaun für sich entdeckt,
Und trotz kurzem Vogelschwanz
Hielt sie aufrecht die Balance.

In der schönen neuen Welt,
Hinterhof statt Wald und Feld,
Übte sie den Lobgesang,
Ja, so fängt ein Tag gut an.

David Damm, 2016