Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Autor: David (Seite 24 von 26)

Regenwald statt Spreewald

Wir, die glorreichen Sieben, sind durch den Regenwald geradelt und haben die sieben Brücken über den sieben Kanälen bezwungen. Während einer Strecke von fünfzig Kilometern, in der uns die Einheimischen vor verschlossenen Türen haben dursten und darben lassen, wurden wir im ersten Gang gewaschen, im zweiten geschleudert und durchgerüttelt, um im dritten getrocknet zu werden und mit Sonnenschein für die Strapazen belohnt in der Heimat anzukommen.

Es war ein schöner, grauer Sonntagmorgen. Ich stand gegen 7 Uhr auf, es war schon hell. Um kurz vor acht nahm ich die U-Bahn von Steglitz und war wenige Minuten später am Bahnhof Zoo. Dort wartete ich auf dem Gleis 2 auf die Regionalbahn und die Organisatorin der Tour. Johanna kam in ihrer kompletten Radmontur mit langer Hose und Jacke. Das Wetter war trocken und unerwartet warm, um die 20 Grad. Gegen halb 9 stiegen wir vorn in den Zug ein. Das Fahrradabteil, das für bis zu zwölf Räder ausgelegt war, war bis auf zwei Reisende komplett leer. Wir stellten die Räder seitlich an die Wand und statt des vorgesehenen Sicherheitsgurtes wie im Auto verwendete ich einen Spanngurt. Die nächste Mitreisende stieg am Alex hinzu. Und der letzte große Schwung am Ostbahnhof, so dass wir nun zu siebt waren – zwei Männer und fünf Frauen. Trotz des grau verhangenen Himmels waren alle gut gelaunt und freuten sich auf eine spannende Tour durch den Spreewald.

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Auf den Strassen

von David Damm

Wir gehen auf den Strassen
Und suchen nach den Gassen,
Ein Auto kommt entgegen,
Wir weichen von den Wegen.

Dieser Kurzreim entstand spontan während einer Wanderung durch den Norden Berlins, als wir an einer Kleingartenkolonie vorbei kamen und auf einem Schild falsch geschrieben »Strasse« statt »Straße« stand.

Plagegeister

von David Damm

An einem schwülen Sommertag
Will Kalle raus ins Umland fahr‘n
An einen klaren, kühlen See.
Drum lädt er Kind und Kegel ein,
Verstaut auf seinem Dach nen Kahn
Und fährt vergnügt auf die Chaussee.

Die Kinder sind ganz zappelig,
Schrein laut: »Wann sind wir endlich da?«,
Doch Kalle ignoriert das Spiel.
Sybille quatscht ins Telefon,
Und klatscht und tratscht mit Omama,
Indes erreichen sie das Ziel.

Noch fünfzig Meter durch den Wald,
Schleppt Kalle das Gepäck samt Boot
Und ruht sich aus im heißen Sand.
Die Kinder flitzen kreuz und quer,
Sybille sonnt sich puterrot
Auf ihrem Deckenplatz am Strand.

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Der alte Mann und sein Klavier

von David Damm

Sitzend in dem dunklen Zimmer
Auf dem Hocker vor′m Klavier,
Blicken seine Hände wartend
Auf ein leeres Blatt Papier.

Schwarze Tasten, weiße Tasten,
Nirgendwo entspringt ein Ton,
Nur in seinem wachen Geiste
Musizier′n die Noten schon.

Flink bewegen sich die Finger,
Gleiten auf der Klaviatur,
Und entfesseln die Gedanken
Tanzend in der Partitur.

Bald erklingen warme Lieder,
Und ergreifen den Verstand,
Wollen seine Welt betören,
Hand auf Herz mit Herz in Hand.

Leben flutet durch die Kammer,
Feierlich entsteht ein Saal,
Kronenleuchter hell erstrahlen,
Lächelnd, lachend, tausend mal.

Und in seinem Kopfe dreht sich,
Inspiriert durch sein Klavier,
Die Erwählte auf dem Tanzball,
So, als wär′ sie wirklich hier.

WM-Finale 2014

von David Damm

Fahnen wehen Schwarz-Rot-Gold,
Deutschland hat den Sieg geholt!
Golden glänzt der Weltpokal,
Meisterhaft zum vierten Mal!

Zahnweis(s)heit

von David Damm

Wenn dein Backenzahn dich peinigt,
Unerträglich ist die Qual,
Hilft nur ein Besuch beim Zahnarzt,
Bleibt dir keine and’re Wahl.

Liegst du im Behandlungszimmer
Angespannt im Ledersitz,
Gleißend Licht erhellt den Rachen,
Und der Bohrer dreht sich spitz.

Karius und Baktus schreien,
Brüllen wie am Spieß im Chor,
Doch der Bohrer summt vergnüglich –
Weg den Dreck ins Saugerrohr.

Nur durch gründlich Zähneputzen
Beugst du täglich Karies vor,
Deine Zähne werden strahlen,
Lächelnd Weiß bis zu den Ohr’n.

Gut gepflegt lacht es sich leichter,
Ohne faulen Mundgeschmack,
Schmecken deine Küsse voller –
Liebevoll im Doppelpack.

Dieses Gedicht entstand im Rahmen des Wettbewerbs »Lyrik auf den Zahn gefühlt«. Für eine Platzierung unter die besten Drei hat es leider nicht gereicht.

Lyrikmarkt 2014

Bücherstände auf dem Lyrikmarkt

Bücherstände auf dem Lyrikmarkt

Heute fand der Lyrikmarkt im Rahmen des 15. Poesiefestivals in Berlin statt. Der Lyrikmarkt bildete den Abschluss des gut einwöchigen Festivals, das durch viele Lesungen, Diskussionen, kleinere Konzerte und Aufführungen begleitet wurde. Thematisch wurde sich mit der aktuellen Lage in Syrien und in der Türkei auseinandergesetzt, aber auch mit dem 1. Weltkrieg, der vor genau 100 Jahren ausgebrochen war. Insgesamt fanden 49 Veranstaltungen an den neun Tagen vom 5.–13. Juni statt. Das Festival lockte laut Veranstalter (Quelle: News von literaturwerkstatt.org) knapp 8000 Besucher an und wurde durch 150 Künstlerinnen und Künstler aus 21 Ländern bereichert. Weiterlesen

Schlaf, mein Kindlein

von David Damm

Schlaf, mein Kindlein,
Mach die Äuglein zu.
Ruhe tief und fest
Und träume süß dazu,
Von den schönen Stunden,
Die uns zwei verbunden,
Bis zum neuen Tag,
Der Freude bringen mag.
Schlaf, mein Kindlein,
Mach die Äuglein zu.

Feierabend am See

Mit dem Rad zum Wannsee,
Pause 
Mit dem Löwen im Nacken.
Im Schatten sitzend
Und auf das Strandbad blickend –
Wannsee himmelblau.

Enten warten
Auf Futter,
Auf Augenhöhe,
Auf der Ballustrade.

Ein kleiner Junge bringt Brot,
Reißt ein Stück von seinem Brötchen,
Reicht es den Enten.
Verfehlt. Er lacht.

Der Erpel schnattert,
Reckt seinen gierigen Hals –
Immer schön oben bleiben,
Aussicht genießen.

Gib mir alles!
Schnipp, schnapp!

Aua, der Junge erschrickt,
Das Brötchen ist weg.
Papa?

Die Ente schlingt,
Sie würgt und ächzt.
Geschafft.
Mehr!

Hosen runter.

19 Uhr.
Wir bedanken uns für ihren Besuch.
Kommen sie gut nach Hause.
Besuchen sie uns bald wieder.

Das Strandbad ist leer.

Morgendlicher Vogelsang

Morgendlicher Vogelsang
Weht fröhlich durch die Gassen,
Hörst du des Frühlings lieblich’ Klang,
Sollst du dein Bett verlassen!

Im Dutzend witziger

Es wird Zeit, ein neues Buch vorzustellen – nämlich eine humoristische Anthologie, die Ende letzten Jahres veröffentlicht wurde und in der ich mit meinem Gedicht vertreten bin. Das Buch beinhaltet viele heitere Kurzgeschichten und ein paar Gedichte und Bilder. Auf dem Klappentext heißt es:

Im Dutzend witziger - Cover1Eine Auslese humorvoller Geschichten, Gedichte und Bilder von einem guten Dutzend Autoren:
Monika Baitsch, Sinje Blumenstein, Ulrich Borchers, Torsten Buchheit, Sofie Capasso, David Damm, Anna Dorb, Vasilisas Dykstra, Nicolas Fayé, Katharina Georgi, Marlene Geselle, Annette Hillringhaus, Anke Höhl-Kayser, Carmen Immel, Heidi Christina Jaax, Monika Kubach, Pamela Menzel, Manu Wirtz.
Ein Lesegenuss, zum Selbstlesen oder als Geschenk!

Ich bin mit dem Gedicht »Plagegeister« vertreten, in dem die Missgeschicke eines Vaters, der mit seiner Familie an einem sommerlichen Tag zum Strand fährt, beschrieben werden. Kalle nimmt Frau und Kinder mit, packt das Boot auf das Autodach und dann geht es los.

Das Buch, welches 128 Seiten umfasst und am 28. Oktober 2013 bei Books on Demand erschienen ist, kann zum Beispiel bei Amazon oder jedem anderen Buchhändler erworben werden.


Am nächsten Wochenende findet in Wuppertal die Premierenlesung statt, zu der viele Autorinnen und Autoren des Buches aus ganz Deutschland anreisen werden. Ich werde persönlich nicht dabei sein, aber das sollte niemanden davon abhalten, die etwa zweistündige Veranstaltung zu besuchen. Es geht los am Samstag, 10. Mai um 19:30 im CVJM Wuppertal-Langerfeld e.V. in Wuppertal. Mehr Infos auf Facebook.

Mondscheinblüte

Der Mond schien auf die Blüte,
Die blüht’ im Mondenschein.
Und diese Blüte blühte
Im Mondenschein allein.

Wann ist ein Gedicht ein Gedicht?

Am Dienstag fand in der Kulturbrauerei eine Gesprächsrunde statt, in der diskutiert wurde, was ein Gedicht überhaupt zu einem Gedicht macht. Die Veranstaltung wurde von der Literaturwerkstatt Berlin organisiert. Als Gäste waren Kerstin Hensel und Monika Rinck geladen, die Moderation übernahm Gabriele von Arnim.

Auch Goethe hat blöde Gedichte geschrieben.

Zitat von Kerstin Hensel

Kerstin Hensel, die als Professorin an der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Deutsche Verssprache unterrichtet, stellte an diesem Abend ihr neu erschienenes Buch »Das verspielte Papier« vor. In diesem Buch versucht sie, jedem einen einfachen Zugang zu Gedichten zu ermöglichen. Denn das Analysieren von Gedichten ist Arbeit, die jedoch Freude bereiten soll.

Im Laufe des Abends kristallisierten sich mehrere Punkte heraus, die nach Meinung der Autorinnen ein Gedicht oder sogar ein gutes Gedicht ausmachen:

  • Ein Gedicht ist ein Gedicht, wenn es vom Autor als solches betitelt wird
  • Gedichte bergen ein Geheimnis, das man sonst nicht anders ausdrücken kann
  • Gedichte sind Rätsel raten, und das wiederum ist Arbeit
  • Gedichte bändigen die Gefühle in der Kürze
  • Gedichte schreibt man wegen Zeitmangels, denn Lyrik braucht kein Sitzfleisch
  • In Gedichten soll eine Welt sein oder in ihnen entstehen

Hensel hat eine mögliche Antwort auf die Frage wie folgt auf den Punkt gebracht:

Lyrik sind Verse. Prosa sind Sätze.

Zitat von Kerstin Hensel

Lesefreunde

Ich habe mich heute für die Aktion »Lesefreunde« zum Welttag des Buches am 23. April als potentieller »Buch-Schenker« angemeldet. Man kann dabei aus elf zur Verfügung gestellten Büchern einen 1. und 2. Favoriten wählen, den man gern an beliebige Menschen – Freunde, Familie, Fremde – verschenken möchte. Sollten sich zuviele für die Aktion registrieren, so entscheidet letztendlich das Los, wer ein Bücherpaket mit 10 Büchern des gewählten Favoriten erhält. Die Aktion gab es auch schon im letzten Jahr, ich bin aber zum ersten Mal dabei.

Jeder kann sich noch bis Freitag anmelden. Anschließend erhalten die Teilnehmer bis Mitte März eine E-Mail darüber, ob sie unter den Auserwählten sind.

Ich bin gespannt, ob ich mit dabei bin.

Meister Fuchs

von David Damm

Meister Fuchs,
Wo bist du nur?
Im reifen Feld?
Auf weiter Flur?
In deinem Bau?

Du bist so schlau –
Sagst keinen Mucks.

[audio:https://web517.magnus.servertools24.de/silbenton2/wp-content/uploads/2014/02/Meister-Fuchs.mp3]

Download Meister-Fuchs.mp3

Der Stadtfuchs

Stadtfuchs (Rotfuchs)

Stadtfuchs (Rotfuchs)

von David Damm

In der Dämmerung des Winters
Schleicht ein Fuchs durchs Wohngebiet,
Und erschreckt mein Herz gar heftig,
Weil man ihn so selten sieht.

Ein paar Schritte nur entfernt,
Steht er auf dem Bürgersteig
Und beäugt mich ohne Bangen –
Ich verharre und ich schweig’.

Mit zwei weit gespitzten Ohren
Lauscht das wohl genährte Tier,
Und mich dünkt als wollt’ er sagen:
»Hab doch keine Angst vor mir!«

Da sein Weg durch mich versperrt,
Zieht er einen großen Kreis,
Trabt zur and’ren Straßenseite
Durch das schneebeglänzte Weiß.

Hinter eisbezapften Autos
Schwindet er für’n Augenblick,
Und kehrt wieder auf den Gehweg
Weit entfernt von mir zurück.

Und so zieht er durch die Gassen,
Immer einsam und allein,
Auf der Hut vor Menschenskindern,
Dass er lang’ wird glücklich sein.

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Es schneit

von David Damm

Es schneit und schneit und schneit,
Überall – weit und breit.
Es ruht die weiße Pracht,
Auf Dächern und Wegen,
Auf Bäumen und Stegen
Zur Zierde bei Tag und bei Nacht.

Ein neues Jahr

von David Damm

Das alte Jahr ist nun zerronnen,
Frohsinn, Trauer, Lust und Spaß.
Das neue Jahr, es hat begonnen,
Begrüßt es auch mit vollem Glas.

Gutes wird sich vorgenommen,
Taten, Ziele, Sturm und Drang.
Kurz darauf das Herz beklommen,
Wo fang ich an? Wo fang ich an?

Nun – heute lasst uns fröhlich sein,
Lustig feiernd in den Morgen,
Erweckt das Leben frisch im Sein,
Mit neuem Kummer, neuen Sorgen.

Winterfreude

von David Damm

Hoch an der Tanne die Zapfen hängen
In großen Mengen, bedeckt mit Schnee.
Der Wind spielt leis’ mit seinen Klängen,
Es läutet himmlisch über’m See.

Und aus den Wolken die Flocken fallen,
Jubel erschallen – ringsumher.
Es ist zur Freude von uns allen,
Kinder tanzen – unbeschwert.

Und von den Hügeln rodeln Schlitten,
Mit großen Schritten kommt die Zeit,
In der wir um die Liebe bitten,
Um Frieden, Glück und Seligkeit.

Der Gedicht lässt sich wunderbar zur Melodie des Liedes »Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen« singen. Die Noten des Liedes sind in dem PDF-Buch »Singen im Advent« zu finden.

[audio:https://web517.magnus.servertools24.de/silbenton2/wp-content/uploads/2013/12/Winterfreude.mp3]

Download Winterfreude.mp3

Rotkäppchen

Es streifte heimlich durch den Wald
Ohne Rast und ohne Halt,
Konnte über Wipfel fliegen,
Niemand konnt’ es je besiegen.
Lange Arme, dürre Beine,
Große Köpfe oder keine?
Nur ein Schatten ward zu seh’n,
Finster matt, doch schaurig schön.

Sorglos auf dem Wege schritt
Ein Mädchen leichten Fußes Tritt.
Rot den Schal um’s Haar gebunden,
Zog sie aus, um zu erkunden,
Was die große Welt ihr böte,
Ohne Sorgen, ohne Nöte,
Einen neuen Neuanfang,
Gefolgt des Herzens tiefsten Drang.

Doch in jener dunklen Nacht
Ward das Wesen grad erwacht
Als der Bäume Stimmen starben,
Alle Vöglein Stille gaben.
Nur ein leiser Atem hauchte,
Als das Mädchen Schlafe brauchte,
Legt’ es sich beseelt zur Ruh’,
Schloss beide Äuglein müde zu.

Mit festem Blick und Löw’gebrüll
Fährt es herab, zerstört die Still’
Und packt das Mädchen, fürchtet nicht,
Grün funkelt Katzenaugenlicht.
Erwidert Macht mit bloßer Liebe,
Versetzt Gefühle statt der Hiebe,
Sodass das Monster fort zerrinnt,
Zerfällt zu Asche, Staub und Wind.

David Damm, 2013

Rotkäppchen.mp3