Die Großmutter fuhr nach Berlin,
Um dort um die Häuser zu zieh’n.
Nun läuft jede Stund‘
Das Telefon rund,
Denn Opa friert vor dem Kamin.
David Damm, 2016
Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.
Es schritt eine Dame durch Altenberge,
Als sie plötzlich schreckliche Falten bemerkte,
Im Schaufensterglas,
Was sie arg zerfraß,
So dass sie den Rock mit Metall verstärkte.
David Damm, 2016
Schöner weißer Winterwald,
Wo bist du? Es ist so kalt,
Wünscht‘, ich könnte Wandern gehen,
Deine weiße Welt besehen,
Schritt für Schritt durch tiefen Schnee
Stapfend zum gefror’nen See.
Schöner weißer Winterwald,
Rasch, sonst kommt der Frühling!
David Damm, 2018
Парк Победы
Die Stadt liegt glorreich mir zu Füßen,
In rotes warmes Licht getränkt,
Vom Sockel hoch die Helden grüßen,
Ein Lächeln für die Welt geschenkt.
Tausend Steine, tausend Tränen
Pflastern jenen Weg zum Ziel,
Stahlbeton zum Himmel sehnend,
Leere weitet viel zu viel.
Um des Kreises Ehrenmal
Kriegsmaschinen und Geschwader,
Rostend, wartend, tot und kahl,
Versiegt des Krieges kalte Ader.
Ratternd tost es durch den Wind,
Bretter von der Rampe schießen,
Kinder lachen, fröhlich sind,
Niemals wieder Blut vergießen!
David Damm, 2007
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Der Rabe auf dem Schornstein sitzt,
Der Schornstein qualmt, der Rabe schwitzt.
David Damm, 2018
Am Abend zu der blauen Stunde
Schwingt sich der Mond auf seine Runde,
Sein Kopf ist voll, er leuchtet drall,
Er rutscht hinab und kommt zu Fall.
Die Nacht ist bitter klirrend kalt,
Am Schornstein gibt es keinen Halt.
Die Schindeln zittern, und mit Krach,
Er hält sich kurz noch an dem Dach,
Fällt er abrupt in’s Vogelnest,
Der Rabe schimpft: »Ist das ein Test?«
Da schwell’n dem Mond die Wangen an,
Dass er es kaum noch halten kann.
»Es tut mir leid«, würgt nun der Mond,
»Mir dreht es heut‘ so ungewohnt.«
Er rollt sich weiter, kreidebleich,
Und stürzt beinahe in den Teich,
Doch kurz davor, im Baumgeäst,
Verfängt er sich und hängt dort fest.
Der Rabe landet auf dem Baum,
Pickt Stück für Stück vom hellen Saum,
Bis er vom Mond nach bald zwei Wochen
Schier jeden Krümel abgebrochen.
David Damm, 2018
Als ich die helle Sichel,
Die wie eine verwunschene Schale in der Nacht hing,
Hinter den kahlen Zweigen sichtete,
Öffnete ich den Sicherungskasten und fragte in die Nacht,
Ob der Winter bald verschwinden würde?
Der Mann, der sich dort oben häuslich eingerichtet hatte,
Klappte seinen Sichtschutz herunter
Und versicherte mir mit einem Augenzwinkern,
Dass nach zwei vollen Monden
Der Frühling in jeder Hinsicht Einzug halten werde.
David Damm, 2018
Der Stör störte den störrischen Bäcker am Beckenrand beim Störtebekern.
David Damm, 2018
Was darf ich essen, wenn die Wurst einfach nur noch Käse ist, der Käse aber ist mir völlig wurst?
Was ist die Essenz des Essens?
David Damm, 2018
Auf weiter Flur stand nur ein Baum,
Die Wurzeln tief vergraben,
Und eine Bank mit Schnee bedeckt –
Der liebste Platz des Knaben.
Und wenn das Eis geschmolzen war,
Stand er dort bei den Ästen,
Sah jeden Tag ein bisschen mehr,
Wie sich die Knospen pressten.
Die Sonne strahlte warm und hell,
Die Vöglein spielten Geige,
Ein Knistern und der grüne Schwall
Ergoss sich in die Zweige.
Nach kurzer Zeit hing an dem Baum
Ein prächtiges Gewande,
Der Knabe tanzte um den Stamm,
Dem stärksten hierzulande.
Er lud all seine Freunde ein,
Sie reichten sich die Hände,
Ein dutzend Paar umringten ihn
Vom Anfang bis zum Ende.
Sie hängten eine Matte auf,
Im Schatten seiner Krone,
Der Jüngling schlief und ruhte bald
Im Traum auf einem Throne.
Und auf der Bank saß nun sein Weib,
Die Sprößlinge zu Füßen,
Voll Dankbarkeit sah er zum Baum,
Der Wipfel wogte grüßend.
So wurde aus dem Solitär
Ein fester Freund für viele,
Auf dass er weit’re hundert Jahr‘
Das Lied der Freundschaft spiele.
David Damm, 2018
Ein fleißiger Amtsmann aus Wandersleben,
Der wollte hinaus und so band er eben
Die Akten im Bücken
Geschnürt auf den Rücken,
Doch alle bezweifelten: »Kann der’s heben?«
David Damm, 2018
Die Fähre liegt im Trockendock,
Hat keinen Bock, Maschinen futsch.
Der Dicke blickt auf seine Uhr,
Sie tickt auf Mitternacht hinzu.
Er schrubbt konstant den Dreck an Deck,
Und steckt sich eine Kippe an.
Ein Dackel wackelt mit dem Schwanz,
Der Mann zieht seine Jacke an.
Er geht von Bord, da rennt ruckzuck,
Der Hund geduckt im Regen fort.
David Damm, 2017
In unserer modernen Zeit
Ist’s gar nicht ungewöhnlich,
Wenn du dir einen Partner suchst,
Per Smartphone, nicht persönlich.
Die App ist zügig installiert,
Ein Klick im Internet,
Die Finger wischen links und rechts,
Du tippst geschwind im Chat.
Die Bits und Bytes schwirr’n hin und her,
Ihr funkt auf einer Welle,
Und ständig wenn die App vibriert,
Schlägt’s Herz ein wenig schnelle.
Die virtuelle Welt ist schön,
Doch in real ist’s schöner,
D’rum läd er dich zum Essen ein,
Mit Stil beim Italiener.
Die Sterne leuchten ach so hell,
Der See lockt zum Spazieren,
Er greift nach deiner zarten Hand,
Dich scheint’s zu amüsieren.
Und irgendwann, da sitzt ihr zwei
Gekuschelt vor’m Kamin,
Der erste Kuss, ein Funkenflug,
Bis beide Herzen glüh’n.
Nach Jahren eurer Zweisamkeit
Mit vielen glücklich‘ Stunden,
Wollt ihr die Liebe heut‘ so schön
Mit einem »Ja« bekunden.
David Damm, 2017