Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Kategorie: Lyrik (Seite 12 von 20)

Der Mond

Ich steh‘ auf einem Hügel,
Mein Blick geht in die Nacht,
Wo hinter Tannenzweigen
Der Mond so schön erwacht.

Bald steht er in der Mitte,
Von Sternlein dicht umringt,
Das scheint ihm zu gefallen,
Wenn’s leuchtet, glitzt und blinkt.

Er selbst trägt niemals Strahlen,
Borgt nur das Sonnenlicht,
Doch reicht er’s an mich weiter,
Wenn nachts das Dunkel spricht.

David Damm, 2017

Essig

Am liebsten ess‘ ich abends ganz lässig Sülze in Essig,
D
enn dann vergess‘ ich wie stressig mein Tag war.

David Damm, 2017

Suche nach dem Glück

Hol dein Fahrrad aus dem Keller,
Folge mir ein kleines Stück,
Lass uns Brandenburg erkunden,
Komm, wir fahren bis nach Brück.
Auf den Feldern, in den Wäldern
Findest du vielleicht das Glück,
Ich hab meines schon gefunden,
Halt mal an und lass dich drück‘.

David Damm, 2017

Vitamine

Eine Zitrone
Für die Simone,
Denn sie geht nie ohne
Vitamin ins Bett.

Eine Mandarine
Für die Sabine,
Hinter der Gardine
Schläft sie tief und fest.

Eine Clementine
Für die Josefine,
Mit zuckersüßer Miene
Träumt sie in der Nacht.

Eine Limette
Für die Anette,
Die in ihrem Bette
Zuletzt das Licht ausmacht.

David Damm, 2017

Tiergarten

Es saßen zwei Bayern im Tiergarten,
Studierten dort sämtliche Bierarten,
Die süßen und herben,
Die sanften und derben,
Bis sie in dem Krug alle vier paarten.

David Damm, 2017

Du fühlst

Du fühlst dich
Mit deinem flammend weißen Tüllkleidchen
Wie ein schwarzes Schaf
Unter flatternden Flamingos.
Tausend Augenpaare,
Nur auf dich gerichtet,
Das Wasser bis zu den Knöcheln,
Mit schlotternden Knien.
Du sprichst und sagst
Mit dem dir gewachsenen Schnabel:
Ja.

David Damm, 2017

Der Wachmacher

Am Morjen um Fünfe kriech ick aus dem Bett,
Ick quäle und schlepp mir auf Eichenparkett
Zum Frühstück und knipse dit Radio an,
Es dudelt und quasselt der Nachrichtenmann.

Und weil ick vor Müdigkeit nüscht weiter schaffe,
Drum gönn ick mir erstmal zwee Kaffee mit Kaffe.
Die schwärzeste Brühe mit Zucker muss her,
Sonst klappt mir dit Ooge, die Lider so schwer.

Ick kipp mir dit dampfend Jesöff in die Birne,
Nun arbeitet’s wieder in meenem Jehirne,
Ick fühl mir lebendig, so richtig doll wach,
Und wünsch dir, meen Lieba, nen blendenen Tach.

David Damm, 2017

Philharmonie

Sie wuschelte durch Phils Haar, Moni lachte,
Tausend Diamanten funkelten,
Und soviel Harmonie durchströmte ihre Brust,
Dass sie am liebsten vor Glück
In die Wellen am Ufer
Der Philharmonie gesprungen wäre.

David Damm, 2017

Hagelberg

Ein Zimmermann werkte in Hagelberg,
Betrachtete trunken sein Nagelwerk,
Des Gipfelkreuz‘ Stange
Hielt leider nicht lange,
Das Holz hatte nämlich nur Spargelstärk‘.

David Damm, 2017

Tausend Meilen

Tausend Meilen will ich gehn,
Nur um dich ganz nah zu sehn,
Dich in meinen Armen halten
Und die Zukunft mitgestalten.

David Damm, 2005

Zwiegespräch im Zoo

Es stand in einem Zoo allein
Ein Flamin-Go auf einem Bein.
Das Känge-Ruh sprach durch den Zaun:
»Nun sieh mal zu, du armer Clown,
Nimm deine Beine in die Hand,
Zieh Leine in ein fernes Land!«

»Das ist so leicht dahin gesagt,
Ich fühl mich wohl und bin gefragt,
Mein pinkes Kleid hab ich drapiert
Und flink werd ich fotografiert,
Die Gäste seh’n mich staunend an,
Weil ich das Steh’n am schönsten kann.«

»Du selbstgerechtes Vögelein,
Sei nicht so dumm, du bist allein,
Willst du denn nicht ein Herz berühr’n?
Und Liebe in den Federn spür’n?«
Da wandte sich der Flamin-Go
Und zeigt‘ pikiert den pinken Po.

David Damm, 2017

Riesel

Ein Autoliebhaber aus Riesel,
Der lenkte nur Wagen mit Diesel,
Man jagte ihn fort
Aus dem grünen Ort,
Da flitzte er flink wie ein Wiesel.

David Damm, 2017

Wiesenburg

Es pflanzte ein Gärtner in Wiesenburg
Als Selbstversorger ’ne Riesengurk‘.
Er pflegte und goss,
Die Gurke, die spross,
Bis sie gestohlen vom fiesen Schurk‘.

David Damm, 2017

Regenguss

Seit Wochen schwänzt der Sommer,
Der Himmel droht ihm mit Verdruss,
Er öffnet seine Schleusen
Und schmettert einen Donnerkuss,
Die Bäume wanken, zittern,
Die Straße fließt als breiter Fluss,
Doch Baden ist verboten.
So schnell wie’s kam, so war’s auch Schluss,
Betropft sind meine Fenster,
Nur blöd, dass ich sie putzen muss.

David Damm, 2017

Mitte

Es stritten Beamte in Mitte,
Ob dies eine würdige Sitte,
Die Wippe zur Einheit,
Das schwor’n sie bei Meineid,
Es war Erichs letzteste Bitte.

David Damm, 2017

Der junge Stieglitz

Abends wander‘ ich durch Steglitz,
Von der Arbeit mausetot,
Und da sitzt am Weg ein Stieglitz
Frisch betupft mit Gelb und Rot.

Helle Freude wiegt sein Antlitz,
Eifrig pickt er Krumen Brot, –
Doch dann flieht er wie ein Potzblitz,
Weil er glaubt, er wird bedroht.

Fort entschwunden durch den Zaunschlitz,
Fliegt er weit in seiner Not,
Und so tönt das Lied des Stieglitz
Durch das müde Abendrot.

David Damm, 2017