Die Hexe bewohnte am Liepnitzsee
Ein einsames Haus an der Waldchaussee,
Als Hänsel dann kam,
Sie sprühte vor Charme,
Trat er ihr galant auf den großen Zeh.
David Damm, 2016
Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.
Die Hexe bewohnte am Liepnitzsee
Ein einsames Haus an der Waldchaussee,
Als Hänsel dann kam,
Sie sprühte vor Charme,
Trat er ihr galant auf den großen Zeh.
David Damm, 2016
Es war zu einer alten Zeit
Der Helden und Legenden,
Die Wälder tief, die Täler breit,
Als wollten sie nicht enden.
Auf einem Berg kam es zur Schlacht,
Am Drachenhöhlenfelsen,
Die Ritter starben, alle acht,
Geköpft an ihren Hälsen.
Mit tausend Wunden übersät,
Der Drache auch verschied,
Ein Vogel hat vom Baum gekräht
Und sang ein Abschiedslied.
Ein Hirte kam mit seinem Stab,
Er galt als Schwerenöter,
Er sah den Vogel und das Grab:
»Das war der Neunetöter!«
David Damm, 2016
im treppenhaus treffe ich den rundlichen oliver verkleidet als geschmacklose olive_ von mütz bis schuh in oliv__ echt häßlich oli___ und so ol____ o_____
David Damm, 2016
An einer Ecke in Berlin
Schwingt an ’nem Straßenschild
Ein Meisenknödel hin und her,
Und macht die Spatzen wild.
Sie kommen aus dem Waldgesträuch
Und piepsen keck mit Lust,
Ein Sonnenblumenkern, der schmeckt,
Und stärkt die schmale Brust.
Die Menschen fegen durch das Laub,
Die Spatzen fliegen flach,
Sie stieben fort als flinker Schwarm,
Und landen auf dem Dach.
Der Schornstein raucht, der Himmel blaut,
Die dünnen und die dicken,
Die hocken sich im Sonnenschein
Auf’s Fensterbrett und picken.
Der Giebel ist aus rauhem Holz,
Dahinter Gelb vom Stroh,
Ein Spatz schlüpft durch den engen Spalt,
Und haust dort warm und froh.
November liegt schon in der Luft,
Es tschilpt ein kleiner Matz,
Gefüttert werden möcht‘ er liebst
Von seinem Elternspatz.
David Damm, 2016
Eine Kiefer
Steht so schief da,
Wurzeln in den Grund gerammt.
Schaut nach Osten,
Hält den Posten
Bis die Sonne sich entflammt.
David Damm, 2016
Ich bin allein.
Allein im Wald.
Ich hör‘ den Blättern zu.
Hier ein Fiepen,
Dort ein Trällern,
Hier ein Klopfen,
Dort ein Ruf,
Hier ein Summen,
Dort ein Sirren,
Hier ein Brummen,
Dort ein Schrei.
Ich bin im Wald –
Und nicht allein.
David Damm, 2016
Vater geht durch die Straßen.
Arbeit geht durch die Hände.
Wasser geht durch die Rohre.
Mutter geht durch die Küche.
Liebe geht durch den Magen.
David Damm, 2016
Halli, Hallo und Hello Wien,
Du schaurig schöne Stadt,
Die Leute durch die Gassen flieh’n,
Vor Geistern, die nun rastlos zieh’n,
Zum Spuk am Riesenrad.
Das Leierkastenmann-Skelett
Spielt Mitternachtsmusik,
Im Prater richtet man’s Bankett,
Auf Bohlen klappert das Ballett
Der Schreckgespenstfabrik.
Ein blinder Reiter prescht nach Nord,
Sein Kopf rollt nebenher,
Die Droschke rüttelt immerfort
Auf Kopfsteinpflaster durch den Ort,
Und fegt die Gassen leer.
Der Kirchturm schlägt die Dreizehn schon
Und aus den Gräbern steigen
Die Namenlosen still ohn‘ Ton,
Bedeckt mit rotem Alpen-Mohn
Und brechen jäh ihr Schweigen.
Sie fallen in dem Schlosse ein,
Das Schön und Brunnen trägt.
Der Gräfins Geist im Mondenschein
Klagt den Gespenstern ihre Pein,
Bis sich die Nacht bald legt.
David Damm, 2016
Ein älteres Gedicht zum Thema Halloween findet sich hier.
stadtwald
wald statt stadt
stadt wallt wald
wald wallt stadt
stadt statt wald
waldstadt
w
a
l
d
David Damm, 2016
Zwischen langen schmalen Stämmen
Süßer Duft von Kiefernharz,
Birken, die mir Schatten spenden,
Stämme, weiß gefleckt auf Schwarz.
Vögel singen ihre Lieder,
In den Kronen, hier am Hain,
Unterm Laub reckt sich ein Bäumchen,
Möchte eine Eiche sein.
David Damm, 2016
»Nehmen Sie schon mal Platz«,
Sagte die Gemahlin des Hauses
Und servierte ein kühles Malz
Mit frisch gemahlenem Kaffee.
Manchmal erklangen Worte,
Die Worte malten Bilder
Und setzten ein Denkmal im Kopf.
Tausendmal hörte ich zu,
Malträtierte meine Gedanken,
Und zum ersten Mal
Nahm ich ein schmales Licht wahr –
Vor der Tür rauchte jemand Marlboro.
Auf der Haut trägst du die Pünktchen,
Ungezählt vom Sonnenschein,
Jedes flammt in mir ein Fünkchen,
Und mein Herz soll deines sein.
Flieg, mein kleines Mutschekiepchen,
Sonnenblumenfeuerland,
Sei mein allerliebstes Liebchen,
Komm zurück, nimm meine Hand.
David Damm, 2016
Seit Jahrzehnten
Wird die hohe Tatra
Von früh bis spät
Bestiegen,
Erklommen.
Mit 75 Sachen
Fährt sie davon.
David Damm, 2016
Sieh, das kleine schmale Stämmchen,
Das auf grüner Wiese steht,
Wie der Wind mit seinem Kämmchen
Durch das Laub ganz zärtlich geht.
Riech, wie fein sich diese Früchtchen
Mit Verlockung parfümiert,
Und noch süßer ihre Düftchen,
Wenn die Äpfelchen kandiert.
Horch, das Rascheln in den Blättchen,
Säuseln, Brausen wie am Meer,
Bunt gefärbt geh’n sie zu Bettchen,
Bis die Zweige kahl und leer.
Pflück die glühend‘ Apfelbäckchen,
Strahlend rot vom Sonnenschein,
Husch, hol schnell ein großes Säckchen,
Sammle alle Äpfel ein.
Koste von den reifen Stückchen,
Mhhh, wie gut der Kuchen schmeckt,
Zimt und Zucker und ein Schlückchen
Apfelwein und Apfelsekt.
David Damm, 2016
Die Blässgänse fiepsen,
Ein Motorboot dröhnt,
Die Sonne versinkt hinterm Wald.
Eine Entenfamilie schwimmt über den See,
Sechs Schwäne wie Perlen auf einer Schnur.
Ein goldener Streif geht steil in den Himmel,
Und silbern glänzen die Wolken.
Die Wellen plätschern seicht an die Mole,
Der BVG-Dampfer fährt hupend in den Wannseehafen ein,
Durch die Fenster scheint ungehindert das letzte Licht.
Die Sonne brennt ein schmales Loch durch die Wolken,
Die Sonne – ein feuerrotes Ei.
Der Wind flaut ab,
Ein Segelboot streicht das Segel ein.
Die Bootmasten im Hafen stehen still,
Auf ihren Einsatz wartend wie unbenutzte Bleistifte.
Zweihundert Stare folgen im Zickzack der versunkenen Sonne.
Raben und Möwen ziehen nach Norden,
Die Havel hinauf nach Spandau,
Am Strandbad Wannsee vorbei,
Wo die Strandkörbe dem See ihre Rücken zeigen.
David Damm, 2016