Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Kategorie: Lyrik (Seite 16 von 20)

Die Arena

Schrille Schreie am frühen Himmel,
Zwischen roten Backsteinen unter’m blauen Dach.
Dutzende Mauersegler,
Ihre Runden ziehend
Wie aufgeregte Kinder auf dem Karussell.

Im Mittelpunkt die haushohe Tanne,
Die im Winter mit Schnee bedeckt
Und von Kerzenlichtern erhellt,
Allein und festlich steht sie da,
Bewacht den Hof mit ihrem dunklen Grün.

Im dritten Geschoss hängen Nistkästen,
Unter glänzenden Dachpfannen,
Über geöffneten Fenstern, in die der Sommer strömt.
Ein lautloses Gleiten und rastloses Segeln –
Wie schön ist die Luft!

David Damm, 2016

Schwante

Es lebte ’ne Tante in Schwante,
Sie war ’ne entfernte Verwandte,
Und wurde ihr heiß,
Da tropfte der Schweiß
Und perlte das Aqua Frizzante.

David Damm, 2016

Erwachen einer Stadt

Die Müdigkeit auf Straßen fällt,
Der seichte Nebel fort entschwebt,
Kaum Tageslicht die Stadt erhellt,
Der Bahnhof leer und unbelebt.

Die Straßen ewig lang und breit,
Die Ampeln geh’n mit Taktgefühl,
Sie schlagen schneller mit der Zeit,
Als hätten sie ein Reiseziel.

Drei hagere Gestalten steh’n
Im Schein des fahlen Neonlichts,
Die Pflicht zur Arbeit hinzugeh’n –
Ein Zug kommt jeden Augenblick.

Die dicken Straßentauben gurr’n,
Laut aufgeschreckt durch Polterei,
Von Rädern, die durch’s Gleisbett surr’n
Und quietschend Halten auf Gleis Zwei.

Ein Morgen voller Tatendrang,
Ein Tag, noch ungewiss und grau,
Doch taufrisch fängt die Sonne an
Und färbt die Kuppel himmelblau.

David Damm, 2016

München

Es lebte ein Maler in München,
Der wollte sein Wohnzimmer tünchen,
In tief himmelblau,
Das liebt seine Frau,
Er durfte sich dafür was wünschen.

David Damm, 2016

Tram, Tram

Weine nicht, wenn der Regen fällt –
Tram, Tram. Tram, Tram.
Es gibt eine, die immer hält –
Tram, Tram. Tram, Tram.
Pflasterstein und Gleisbett bricht,
Aber unsere Bahnen nicht,
Alles, alles fährt vorbei,
Die Tram hält sorgenfrei.

David Damm, 2016

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Hipster

Basecap, Sonnenbrille, Bart,
Schwarz jekleidet wirkste hart,
Aber tief im Herzen drin
Bist een kleenet Männeken.

David Damm, 2016

Erdbeermond

Im Juni des Jahres zur Mittsommernacht
Erscheint er so völlig in rundlicher Pracht,
Er schiebt seine Kugel den Himmel hinan,
Damit ihn ein jeder beobachten kann.
Die Wangen frech glühend, die Nase fast rot,
Ein leuchtender Bernstein im Halteverbot.
Er dreht seine Runde am Tag und zur Nacht,
Er strahlt unermüdlich und lächelt und lacht.

David Damm, 2016

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Volle Pulle Bahn

Eng jepresst wie Ölsardinen,
Dufte Luft mit Fischjestank,
Würdste eene später nehmen,
Hättst nen Sitz uff eener Bank.

David Damm, 2016

Aufblauend

Die Sonne blaut den Himmel auf,
Es scheint der Regenbogen,
Und gäb‘ es einen Weg hinauf,
Wär‘ ich längst umgezogen.

David Damm, 2016

Sommergruß

Aus Wolken fällt ein Regenguss,
Er treibt die Pflanzen an,
Der Bach erwächst zu einem Fluss –
Es blüht, wo ich nur schauen kann.

David Damm, 2016

Schlechtwetterregeln

Die Buchen sollst du suchen!
Die Linden wirst du finden!
Von Eichen sollst du weichen!
Die Weiden musst du meiden!
Bei Eiben kannst du bleiben!
Bei Tannen zieh von dannen!
Bei Fichten – Schluss mit Dichten!

David Damm, 2015

Sonnenschein

Guten Morgen, strahlender Sonnenschein,
Bringst klares Licht in mein Leben hinein,
Errettest mich aus dem Dunkel der Nacht,
Bist der Stern am Himmel, der zu mir lacht.

David Damm, 2007

Dessau – Berlin

Mühlenarme
Auf einem Hügel
In die Höhe gestreckt –
Stillstand.

Der Himmel so blau,
Dass ich darin baden möchte.
Bad Belzig.
Türme über der Stadt.

Wolken stapeln sich
Hinter dem Kornfeld.
Ein schmaler Streifen
Aus grauen Blasen,
Weißen Ballonen.
Unbändige Formen
Aufwärts quellend
Mit der geballten Kraft des Amboss.

Vier Arbeiter in Brück,
Geruch von hartem Schweiß.
Pfützen und Seen auf jungen Maisfeldern.
In der Ferne
Windräder rot weiß.

Borkheide.
Der Wind tanzt mit den Gräsern.
Endlose Kiefernwälder.
Beelitz-Heilstätten.
Geborstene Fensterscheiben im Bahnhof.
Vergittert.

Bahngleise. Dreißig Spuren.
Güterumschlag. Rostige Waggons.
Verpackte Fahrzeuge.
Seddin. Berliner Ring. Michendorf.

Potsdam. Berlin. Wannsee.

David Damm, 2016

Telz

Ein Müllerssohn hockte in Telz
Am Nottefließ auf einem Fels.
Die Sonne schien warm,
Er kühlte den Arm
Und fing einen kräftigen Wels.

David Damm, 2016

Klein Zicker

Die Schäferin saß in Klein Zicker
Beim Picknicken mit einem Kicker.
Es wachte ihr Hündchen
Beim Schäferleinstündchen,
Und bald wurd‘ ihr Bauch rund und dicker.

David Damm, 2016

Göhren

Ein reizendes Mädchen aus Göhren
Versuchte ’nen Mann zu betören,
Mit glitzernder Wimper
Und Augengeklimper,
Doch er ließ sich davon nicht stören.

David Damm, 2016

Bärenklau

Ein wachsamer Jäger aus Bärenklau,
Der hörte ein Brummen im Morgentau,
Schnell sprang er vor Schreck
In’s Höhlenversteck,
Doch waren’s nur Bienen auf Blumenschau.

David Damm, 2016

Zossen

Ein Wachtobermeister aus Zossen
Schrie Hals über Kopf: »Hoch die Flossen!«
Sie drehte sich um,
War blond und nicht dumm,
Da hat er sich in sie verschossen.

David Damm, 2016

Die Mönchsgrasmücke

In einem Blumengarten
Auf einem Pflaumenbaum,
Da saß ein scheuer Vogel,
Ich merkte ihn erst kaum.

Er trug ’ne schwarze Kappe
Bis tief in sein Gesicht,
Darunter eine Kutte,
In hellem grau, ganz schlicht.

Bald schlug er mit den Flügeln,
Rasch wie ein Kolibri,
Und nippte an den Blüten,
Sang eine Melodie.

Ich lauschte ihm ein Weilchen,
Wie er so fröhlich klang,
Und manchmal, wenn ich träume,
Erinner‘ ich mich dran.

David Damm, 2016