Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Kategorie: Lyrik (Seite 19 von 20)

Auf den Strassen

von David Damm

Wir gehen auf den Strassen
Und suchen nach den Gassen,
Ein Auto kommt entgegen,
Wir weichen von den Wegen.

Dieser Kurzreim entstand spontan während einer Wanderung durch den Norden Berlins, als wir an einer Kleingartenkolonie vorbei kamen und auf einem Schild falsch geschrieben »Strasse« statt »Straße« stand.

Plagegeister

von David Damm

An einem schwülen Sommertag
Will Kalle raus ins Umland fahr‘n
An einen klaren, kühlen See.
Drum lädt er Kind und Kegel ein,
Verstaut auf seinem Dach nen Kahn
Und fährt vergnügt auf die Chaussee.

Die Kinder sind ganz zappelig,
Schrein laut: »Wann sind wir endlich da?«,
Doch Kalle ignoriert das Spiel.
Sybille quatscht ins Telefon,
Und klatscht und tratscht mit Omama,
Indes erreichen sie das Ziel.

Noch fünfzig Meter durch den Wald,
Schleppt Kalle das Gepäck samt Boot
Und ruht sich aus im heißen Sand.
Die Kinder flitzen kreuz und quer,
Sybille sonnt sich puterrot
Auf ihrem Deckenplatz am Strand.

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Der alte Mann und sein Klavier

von David Damm

Sitzend in dem dunklen Zimmer
Auf dem Hocker vor′m Klavier,
Blicken seine Hände wartend
Auf ein leeres Blatt Papier.

Schwarze Tasten, weiße Tasten,
Nirgendwo entspringt ein Ton,
Nur in seinem wachen Geiste
Musizier′n die Noten schon.

Flink bewegen sich die Finger,
Gleiten auf der Klaviatur,
Und entfesseln die Gedanken
Tanzend in der Partitur.

Bald erklingen warme Lieder,
Und ergreifen den Verstand,
Wollen seine Welt betören,
Hand auf Herz mit Herz in Hand.

Leben flutet durch die Kammer,
Feierlich entsteht ein Saal,
Kronenleuchter hell erstrahlen,
Lächelnd, lachend, tausend mal.

Und in seinem Kopfe dreht sich,
Inspiriert durch sein Klavier,
Die Erwählte auf dem Tanzball,
So, als wär′ sie wirklich hier.

WM-Finale 2014

von David Damm

Fahnen wehen Schwarz-Rot-Gold,
Deutschland hat den Sieg geholt!
Golden glänzt der Weltpokal,
Meisterhaft zum vierten Mal!

Zahnweis(s)heit

von David Damm

Wenn dein Backenzahn dich peinigt,
Unerträglich ist die Qual,
Hilft nur ein Besuch beim Zahnarzt,
Bleibt dir keine and’re Wahl.

Liegst du im Behandlungszimmer
Angespannt im Ledersitz,
Gleißend Licht erhellt den Rachen,
Und der Bohrer dreht sich spitz.

Karius und Baktus schreien,
Brüllen wie am Spieß im Chor,
Doch der Bohrer summt vergnüglich –
Weg den Dreck ins Saugerrohr.

Nur durch gründlich Zähneputzen
Beugst du täglich Karies vor,
Deine Zähne werden strahlen,
Lächelnd Weiß bis zu den Ohr’n.

Gut gepflegt lacht es sich leichter,
Ohne faulen Mundgeschmack,
Schmecken deine Küsse voller –
Liebevoll im Doppelpack.

Dieses Gedicht entstand im Rahmen des Wettbewerbs »Lyrik auf den Zahn gefühlt«. Für eine Platzierung unter die besten Drei hat es leider nicht gereicht.

Schlaf, mein Kindlein

von David Damm

Schlaf, mein Kindlein,
Mach die Äuglein zu.
Ruhe tief und fest
Und träume süß dazu,
Von den schönen Stunden,
Die uns zwei verbunden,
Bis zum neuen Tag,
Der Freude bringen mag.
Schlaf, mein Kindlein,
Mach die Äuglein zu.

Feierabend am See

Mit dem Rad zum Wannsee,
Pause 
Mit dem Löwen im Nacken.
Im Schatten sitzend
Und auf das Strandbad blickend –
Wannsee himmelblau.

Enten warten
Auf Futter,
Auf Augenhöhe,
Auf der Ballustrade.

Ein kleiner Junge bringt Brot,
Reißt ein Stück von seinem Brötchen,
Reicht es den Enten.
Verfehlt. Er lacht.

Der Erpel schnattert,
Reckt seinen gierigen Hals –
Immer schön oben bleiben,
Aussicht genießen.

Gib mir alles!
Schnipp, schnapp!

Aua, der Junge erschrickt,
Das Brötchen ist weg.
Papa?

Die Ente schlingt,
Sie würgt und ächzt.
Geschafft.
Mehr!

Hosen runter.

19 Uhr.
Wir bedanken uns für ihren Besuch.
Kommen sie gut nach Hause.
Besuchen sie uns bald wieder.

Das Strandbad ist leer.

Morgendlicher Vogelsang

Morgendlicher Vogelsang
Weht fröhlich durch die Gassen,
Hörst du des Frühlings lieblich’ Klang,
Sollst du dein Bett verlassen!

Mondscheinblüte

Der Mond schien auf die Blüte,
Die blüht’ im Mondenschein.
Und diese Blüte blühte
Im Mondenschein allein.

Meister Fuchs

von David Damm

Meister Fuchs,
Wo bist du nur?
Im reifen Feld?
Auf weiter Flur?
In deinem Bau?

Du bist so schlau –
Sagst keinen Mucks.

[audio:https://web517.magnus.servertools24.de/silbenton2/wp-content/uploads/2014/02/Meister-Fuchs.mp3]

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Der Stadtfuchs

Stadtfuchs (Rotfuchs)

Stadtfuchs (Rotfuchs)

von David Damm

In der Dämmerung des Winters
Schleicht ein Fuchs durchs Wohngebiet,
Und erschreckt mein Herz gar heftig,
Weil man ihn so selten sieht.

Ein paar Schritte nur entfernt,
Steht er auf dem Bürgersteig
Und beäugt mich ohne Bangen –
Ich verharre und ich schweig’.

Mit zwei weit gespitzten Ohren
Lauscht das wohl genährte Tier,
Und mich dünkt als wollt’ er sagen:
»Hab doch keine Angst vor mir!«

Da sein Weg durch mich versperrt,
Zieht er einen großen Kreis,
Trabt zur and’ren Straßenseite
Durch das schneebeglänzte Weiß.

Hinter eisbezapften Autos
Schwindet er für’n Augenblick,
Und kehrt wieder auf den Gehweg
Weit entfernt von mir zurück.

Und so zieht er durch die Gassen,
Immer einsam und allein,
Auf der Hut vor Menschenskindern,
Dass er lang’ wird glücklich sein.

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Es schneit

von David Damm

Es schneit und schneit und schneit,
Überall – weit und breit.
Es ruht die weiße Pracht,
Auf Dächern und Wegen,
Auf Bäumen und Stegen
Zur Zierde bei Tag und bei Nacht.

Ein neues Jahr

von David Damm

Das alte Jahr ist nun zerronnen,
Frohsinn, Trauer, Lust und Spaß.
Das neue Jahr, es hat begonnen,
Begrüßt es auch mit vollem Glas.

Gutes wird sich vorgenommen,
Taten, Ziele, Sturm und Drang.
Kurz darauf das Herz beklommen,
Wo fang ich an? Wo fang ich an?

Nun – heute lasst uns fröhlich sein,
Lustig feiernd in den Morgen,
Erweckt das Leben frisch im Sein,
Mit neuem Kummer, neuen Sorgen.

Winterfreude

von David Damm

Hoch an der Tanne die Zapfen hängen
In großen Mengen, bedeckt mit Schnee.
Der Wind spielt leis’ mit seinen Klängen,
Es läutet himmlisch über’m See.

Und aus den Wolken die Flocken fallen,
Jubel erschallen – ringsumher.
Es ist zur Freude von uns allen,
Kinder tanzen – unbeschwert.

Und von den Hügeln rodeln Schlitten,
Mit großen Schritten kommt die Zeit,
In der wir um die Liebe bitten,
Um Frieden, Glück und Seligkeit.

Der Gedicht lässt sich wunderbar zur Melodie des Liedes »Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen« singen. Die Noten des Liedes sind in dem PDF-Buch »Singen im Advent« zu finden.

[audio:https://web517.magnus.servertools24.de/silbenton2/wp-content/uploads/2013/12/Winterfreude.mp3]

Download Winterfreude.mp3

Rotkäppchen

Es streifte heimlich durch den Wald
Ohne Rast und ohne Halt,
Konnte über Wipfel fliegen,
Niemand konnt’ es je besiegen.
Lange Arme, dürre Beine,
Große Köpfe oder keine?
Nur ein Schatten ward zu seh’n,
Finster matt, doch schaurig schön.

Sorglos auf dem Wege schritt
Ein Mädchen leichten Fußes Tritt.
Rot den Schal um’s Haar gebunden,
Zog sie aus, um zu erkunden,
Was die große Welt ihr böte,
Ohne Sorgen, ohne Nöte,
Einen neuen Neuanfang,
Gefolgt des Herzens tiefsten Drang.

Doch in jener dunklen Nacht
Ward das Wesen grad erwacht
Als der Bäume Stimmen starben,
Alle Vöglein Stille gaben.
Nur ein leiser Atem hauchte,
Als das Mädchen Schlafe brauchte,
Legt’ es sich beseelt zur Ruh’,
Schloss beide Äuglein müde zu.

Mit festem Blick und Löw’gebrüll
Fährt es herab, zerstört die Still’
Und packt das Mädchen, fürchtet nicht,
Grün funkelt Katzenaugenlicht.
Erwidert Macht mit bloßer Liebe,
Versetzt Gefühle statt der Hiebe,
Sodass das Monster fort zerrinnt,
Zerfällt zu Asche, Staub und Wind.

David Damm, 2013

Rotkäppchen.mp3

Gelebt

von David Damm

Müdigkeit umringt mein Auge,
Fällt dem Lid schwer ins Gesicht.
Vergeblich durch die Nase sauge;
Perlensauerstoff – es sticht.

Mein Herz pocht mir ganz still im Takt,
Kaltbleiche Hand umschließt es schon.
Ich ringe mit des Teufels Pakt
Und krächze meinen letzten Ton.

Sonnenbogen

Sonnenbogen bunt verwischt
Vertreibt das nimmersatte Grau,
Mondes Schein im Glanz erlischt,
Glitzert schwach im Morgentau.

David Damm, 2013

Oktober

Städter eilen durch die Straßen,
Wo die Einsamkeit entspringt,
Wenn die Kälte vor den Mänteln
Unter Haut und Leder dringt.

Wolken walzen über Häuser,
Hoch wie Türme steh’n sie starr,
Grau in grau trotzt die Fassade,
Und ein Fenster klappert da.

Regen prasselt gegen Scheiben,
Schirmchen biegen sich gar krumm,
Könnt‘ ich nur ein Stück verweilen,
Und Entfliehen vor dem Sturm.

David Damm, 2013

Herbstlust

Der Wind bläst durch die Wipfel,
Zerwühlt das Laubgewand,
Und wirbelt bunt die Blätter,
So wild, aus Lust entbrannt.

Die Sonne strahlt hernieder
Und scheint mit gold’nem Licht,
Dass rot die Wangen glühen
In Herbstes Angesicht.

Die Früchte dieses Sommers,
Gesüßt vom Sonnenkuss,
Geerntet von dem Winde
Zum sinnlichen Genuss.

David Damm, 2013

Download Herbstlust.mp3

Wahltag

Mit Tippeln und Tappen
In Stöckeln und Schlappen
Schreitet das Fußvolk voran.
Familien und Pärchen,
Und Hündchen mit Herrchen
Kommen im Wahllokal an.

In Hemd und Krawatte
Beginnt die Debatte
Während des Wartens im Gang.
Wen sollte man wählen,
Denn jeder wird zählen –
Die nächsten vier Jahre lang.

Den Ausweis gezückt,
Mit dem Zettel bestückt
Gehts rasch ins Kämmerlein.
Das Kreuzchen hier setzen
Und nur nichts verpetzen,
Denn diese Wahl ist geheim!