Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Schlagwort: essen (Seite 1 von 2)

Das letzte Gericht

Die weiße Gans steht ganz entzückend
Auf bunter Wiese Blümchen pflückend,
Hans steht am Zaun, er lächelt, lacht,
Bestaunt die Gans in ihrer Pracht.

Sie zupft am Federkleid, sich schmückend,
Doch dann droht dicke Luft – bedrückend,
Das schwere Gattertor geht auf,
Die Gans ist klug – macht Dauerlauf.

Der Bauer hinkt auf krummen Krücken,
Er flucht, verdammt, aus vollen Stücken:
»Du dumme Gans bleib endlich hier,
Ich krieg dich schon, du blödes Tier!«

Der Bauer schnauft und will sich bücken,
Da schießt ihm Schmerz in seinen Rücken,
Die Gans quietscht laut vor Angst und Schreck,
Der Bauer schwankt und sitzt im Dreck.

Rasch nimmt er ein paar Whiskeyschlücke,
Auf dass sein Leiden sich verdrücke,
Und als er wieder um sich sieht,
Sieht er noch wie die Gans entflieht.

Das Tor steht offen, schwups, ruckzück,
War sie entfleucht, kein Blick zurück,
In weiter Ferne wippt der Schwanz,
Und Hans macht einen Freudentanz.

Die Gans gerettet, ganz im Stück,
Der Hans ist außer sich vor Glück,
Er wünscht ihr noch ein langes Leben,
Von vielen Gänseklein umgeben.

David Damm, 2021

Rätselgedicht

Der eine nimmt etwas und taucht es in Tinte,
Der Jäger erlegt es mit seiner Schrotflinte,
Manch einer ruht nachts auf dem weißen Kleid,
Ein and’rer verspeist es zur Herbsteszeit,
Mit Rotkohl und Klößen wird es kredenzt,
Gebacken im Ofen bis es goldbraun glänzt.
Falls sie’s noch nicht wissen, dann geh’n ’se raten,
Das Lösungswort heißt nämlich ….

David Damm, 2021

Ich glaube, das Rätsel ist nicht allzu schwer. Wer noch einen Tipp braucht, der möge an den heutigen Tag denken. 😉

Tafelkultur

Es war einmal … eine Herzogin, die zur Tafel in den holzvertäfelten Speisesaal geladen hatte. Es gab für die Gäste Tafelspitz. Der Koch hatte ihn mit feinkörnigem Tafelsalz gewürzt und servierte die Speise mit einer cremigen Soße aus Tafel-Meerrettich. Zerlaufene Tafelbutter wurde auf die Kartoffeln gegeben. Dazu wurde Wein und ein kühles Tafelwasser gereicht. Gespeist wurde mit dem familiären Tafelbesteck aus Tafelsilber. Das Tafelgeschirr war aus weißem Porzellan mit feinen blauen Linien. Der Tisch war mit einem großen, weißen Tafeltuch eingedeckt. Die Tafelleuchter standen auf der Mitte und die Flammen der Kerzen flackerten. Als Nachspeise hatte die Herzogin Tafelbirnen ernten und Tafeltrauben importieren und bereitstellen lassen. Süße Mäuler konnten auch ein Stück von einer Schokoladentafel wählen. Mit wässrigem Mund saßen die Gäste an der reich geschmückten Tafelrunde, klapperten mit dem Besteck und warteten, dass der Hofnarr sein Tafellied anstimmte:

Wir wollen fein und lange tafeln,
Als nur von Wein und Schwein zu schwafeln.

Die Tafelnden griffen begierig zu, spießten mit dem glänzenden Tafelbesteck die Speisen auf und führten sie den Mündern zu. Der Hofnarr spielte währenddessen keine schöne, aber dafür umso lautere Tafelmusik, um die schmatzenden Geräusche zu übertönen.

Und heutzutage … muss man nicht mehr so einen Aufwand betreiben: man geht einfach in ein Lebensmittelgeschäft, kauft ein tafelfertiges Essen, erwärmt es zuhause in der Mikrowelle und kann wenige Minuten später seine Tafelfreuden genießen.

Brrrrr

Br*tta isst zum Abend
Br*t mit Gürkchen, serviert auf einem
Br*tt und
Br*tzelt sich vegetarische
Br*twürstchen dazu.

David Damm, 2021

Silvester 2020

Dieses Silvester sollte ein ganz besonderes Silvester werden. Kein »same procedure as every year«. Ein Reisen war wegen der pandemiebedingten Einschränkungen kaum möglich und nicht erwünscht. Feuerwerk zum Vertreiben der bösen Geister von 2020 gab es nicht im Verkauf. Partys durften nicht statt finden. Öffentliche Kulturveranstaltungen fielen allesamt aus. Maximal zwei Haushalte durften sich treffen. Also entschieden wir, im trauten Heim in Zweisamkeit den Eintritt in das neue Jahr zu begehen. Um dem Ganzen aber etwas Besonderes zu verleihen, wollten wir kulinarisch auf Reisen gehen.

Genuss aus Italien und anderswo

So begannen wir am Silvestermorgen mit einem dekadenten Sektfrühstück mit deutschem Brot und Metwurst, französischem Käse und italienischen Oliven mit Knoblauchkern, kalifornischen, gesalzenen Pistazien und als süßen, fruchtigen Abschluss englisches Lemon Curd und spanische Orangen.

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Rundum

Rundum
Äpfel, Nüsse
Unterm geschmückten Baum,
Malerisch zum Anbeißen, Naschen,
Einverleiben.

David Damm, 2020

Das vierzehnte von 24 Weihnachtselfchen im kleinen Adventskalender von Silbenton.

Eifrig

Eifrig
Nusstorte naschen,
Kekse und Schokolade,
Eis am Stiel schlecken,
Lecker.

David Damm, 2020

Eines von elf Elfchen, geschrieben am 11. 11., dem Elfchen-Tag.

Die süße Versuchung

Fritzchen stand auf einer Leiter,
Spross‘ um Sprosse stieg er weiter,
Süße Früchte gab’s dort oben,
Hätt‘ sie gern in‘ Mund geschoben.

Als er nach den Kirschen langte,
Schrak er, weil die Leiter schwankte,
Zweimal hin und her – sie wippte,
Bis sie auf den Boden kippte.

Fritzchen hatte’s fast verpennt,
Griff im letzten Schreckmoment
Nach dem starken Kirschbaumast,
Dieser hielt die ganze Last.

Fritzchen fing nun an zu schwingen,
Doch es wollt‘ ihm nicht gelingen,
Zwischen Kirschen und den Blättern
Auf den Ast hinauf zu klettern.

Und so hing er schon ’ne Weile,
Ohne Rettungskletterseile,
Und sobald er dieses dachte,
Gab der Ast nach – und es krachte.

Fritzchen, der am Boden saß,
Griff nach links und rechts und aß,
Stopfte sich die Wangen voll
Bis der Saft aus diesen quoll.

Und nach vielen Schlemmerstunden
War’n die Kirschen ganz verschwunden,
Fritzchen schlief zufrieden ein
Mit ’nem dicken Bäuchelein.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Im Morgenrot

Im Morgenrot die Vögel zwitschern,
Auf Blütenblättern Tröpfchen glitzern,
Am Pflaum’baum grüne Früchte hängen,
Die möchte ich zur Reife drängen,
Ich wünscht‘, sie wär’n längst violett,
Weil ich sie gern gegessen hätt‘.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Das rote Pferd

Was macht das Pferd im Herd, wo es nicht hin gehört?
Es hat den Nachbarn, ständig wiehernd, nur gestört,
Da hat er es gepackt und knusprig braun gebackt,
Damit das Pferd ihm ein, zwei Mahlzeiten beschert.

David Damm, 2019

Drosophilatelist

Am Abend sitzt er wie gewöhnlich
Am reich gedeckten Küchentisch,
Er speist am liebsten saft’ges Obst,
Das gibt es jeden Tag ganz frisch.

Auf bunten Tellern angerichtet:
Geschnitt’ne Birnen, schon entkernt,
Fein filetierte Saftorangen,
Von Äpfeln Schale dünn entfernt.

Den süßlichen Gerüchen folgend
Setzt sich ’ne Fliege auf ein Stück,
Das Sammlerherz des alten Mannes
Hüpft jauchzend innerlich vor Glück.

Mit tausendfach erprobter Geste
Fängt er sie an den Flügeln ein,
Greift mit der and’ren Hand in’s Schubfach,
Dort muss die große Lupe sein.

Die Fliege nutzt den Suchmoment,
Entwischt, schwirrt fröhlich durch den Raum,
Und setzt sich frech, wie Fliegen sind,
Auf seinen Nasenspitzensaum.

Der Alte schielt, verdreht die Augen,
Ihm kitzelt’s, dass er niesen muss,
Die Fliege fliegt mit Pirouetten
Ins Licht hinfort und dann ist Schluss.

Ein leises Zischen, Rauch steigt auf,
Die Kerzenflamme, welch ein Fluch,
Der Mann enttäuscht, ach, so ein Pech,
Kein neues Sammlerstück für’s Buch.

David Damm, 2019

Die Essensfrage

Was darf ich essen, wenn die Wurst einfach nur noch Käse ist, der Käse aber ist mir völlig wurst?

Was ist die Essenz des Essens?

David Damm, 2018

Essen

Es fuhren drei Banker nach Essen,
Um maßlos zu saufen und fressen,
Doch in ihren Taschen
Kein Geld zu erhaschen,
Sie hatten die Börse vergessen.

David Damm, 2017

Essig

Am liebsten ess‘ ich abends ganz lässig Sülze in Essig,
D
enn dann vergess‘ ich wie stressig mein Tag war.

David Damm, 2017

Brück

Ein Reisender reiste nach Brück,
Sein Zug, der war pünktlich, zum Glück,
Er wollte dort speisen,
Gleich neben den Gleisen,
Doch gab’s nicht mal ein Kuchenstück.

David Damm, 2017

Was alles durch geht

Vater geht durch die Straßen.
Arbeit geht durch die Hände.
Wasser geht durch die Rohre.
Mutter geht durch die Küche.
Liebe geht durch den Magen.

David Damm, 2016

Das Apfelbäumchen

Sieh, das kleine schmale Stämmchen,
Das auf grüner Wiese steht,
Wie der Wind mit seinem Kämmchen
Durch das Laub ganz zärtlich geht.

Riech, wie fein sich diese Früchtchen
Mit Verlockung parfümiert,
Und noch süßer ihre Düftchen,
Wenn die Äpfelchen kandiert.

Horch, das Rascheln in den Blättchen,
Säuseln, Brausen wie am Meer,
Bunt gefärbt geh’n sie zu Bettchen,
Bis die Zweige kahl und leer.

Pflück die glühend‘ Apfelbäckchen,
Strahlend rot vom Sonnenschein,
Husch, hol schnell ein großes Säckchen,
Sammle alle Äpfel ein.

Koste von den reifen Stückchen,
Mhhh, wie gut der Kuchen schmeckt,
Zimt und Zucker und ein Schlückchen
Apfelwein und Apfelsekt.

David Damm, 2016

Apfelbäumchen