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Der Baum

Auf weiter Flur stand nur ein Baum,
Die Wurzeln tief vergraben,
Und eine Bank mit Schnee bedeckt –
Der liebste Platz des Knaben.

Und wenn das Eis geschmolzen war,
Stand er dort bei den Ästen,
Sah jeden Tag ein bisschen mehr,
Wie sich die Knospen pressten.

Die Sonne strahlte warm und hell,
Die Vöglein spielten Geige,
Ein Knistern und der grüne Schwall
Ergoss sich in die Zweige.

Nach kurzer Zeit hing an dem Baum
Ein prächtiges Gewande,
Der Knabe tanzte um den Stamm,
Dem stärksten hierzulande.

Er lud all seine Freunde ein,
Sie reichten sich die Hände,
Ein dutzend Paar umringten ihn
Vom Anfang bis zum Ende.

Sie hängten eine Matte auf,
Im Schatten seiner Krone,
Der Jüngling schlief und ruhte bald
Im Traum auf einem Throne.

Und auf der Bank saß nun sein Weib,
Die Sprößlinge zu Füßen,
Voll Dankbarkeit sah er zum Baum,
Der Wipfel wogte grüßend.

So wurde aus dem Solitär
Ein fester Freund für viele,
Auf dass er weit’re hundert Jahr‘
Das Lied der Freundschaft spiele.

David Damm, 2018

Des Menschen Freund

Wenn den Menschen Zweifel plagen,
Was ist richtig und was nicht,
Wird er einen Freund befragen,
Der durch Ehrlichkeit besticht.

Ist der Mensch bisweilen einsam
Und erhält kein Augenmerk,
Sehnt’s ihm dennoch nach Gemeinsam:
Zuneigung und Liebeswerk.

Wenn der Mensch durch große Schmerzen
Seine Seele fest umzäunt‘,
Wünscht er sich in seinem Herzen
Einen immertreuen Freund.

Hat der Mensch den Freund gefunden,
Der ihm diese Dinge schenkt,
Bleibt er ihm allzeit verbunden,
Froh und dankbar – unbeschränkt.

Übrig bleibt die letzte Frage,
Wo man solche Freunde trifft?
Glaubt ihr mir, wenn ich euch sage,
Unter Menschen sicher nicht?

David Damm, 2016