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Die Himmelsleiter (Himmel über Berlin)

Die Leiter zum Himmel steig ich hinauf,
Erklimme sie Sprosse um Sprosse,
Allmählich verklingen die Rufe der Stadt,
Hier wo man Höhe und Weitblicke hat,
Erzitternd auf dem Dachgeschosse.

Es gurren die Tauben, die Möwe kreischt,
Und unten plätschert die Spree,
Zwei bronzene Spitzen zerteilen die Welt,
Ein Himmel, der fast auseinander fällt,
So wie ich am Abgrunde steh.

Die silberne Kugel dreht sich im Wind,
Ich kann sie ja fast schon berühren,
Gewagt ist der Sprung aufs Kinderkarussell,
Mein Herz pocht laut und rast irre schnell,
Lässt Freiheit und Leben mich spüren.

David Damm, 2020

Die süße Versuchung

Fritzchen stand auf einer Leiter,
Spross‘ um Sprosse stieg er weiter,
Süße Früchte gab’s dort oben,
Hätt‘ sie gern in‘ Mund geschoben.

Als er nach den Kirschen langte,
Schrak er, weil die Leiter schwankte,
Zweimal hin und her – sie wippte,
Bis sie auf den Boden kippte.

Fritzchen hatte’s fast verpennt,
Griff im letzten Schreckmoment
Nach dem starken Kirschbaumast,
Dieser hielt die ganze Last.

Fritzchen fing nun an zu schwingen,
Doch es wollt‘ ihm nicht gelingen,
Zwischen Kirschen und den Blättern
Auf den Ast hinauf zu klettern.

Und so hing er schon ’ne Weile,
Ohne Rettungskletterseile,
Und sobald er dieses dachte,
Gab der Ast nach – und es krachte.

Fritzchen, der am Boden saß,
Griff nach links und rechts und aß,
Stopfte sich die Wangen voll
Bis der Saft aus diesen quoll.

Und nach vielen Schlemmerstunden
War’n die Kirschen ganz verschwunden,
Fritzchen schlief zufrieden ein
Mit ’nem dicken Bäuchelein.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Sorge

Ein Mann lebte ständig in Sorge,
Getrennt von der Schwester in Zorge,
Die Mauer dazwischen
Ließ ihn nicht entwischen,
»Und wenn ich ’ne Leiter mir borge?«

David Damm, 2017