Einen Fahrschein muss ich kaufen,
Um mich später auszuweisen,
Denn sonst glaubt die Schaffnerin,
Ich sei unerlaubt auf Reisen,
Doch wenn ich den Zettel habe,
Kann ich’s ihr damit beweisen.

Jetzt muss ich nur hoffen, warten,
Dass auf den verwaisten Gleisen
Bald mein Zug gefahren kommt,
Schnurgerade zieh’n die Schneisen
Durch den dichten Kiefernwald,
Bis zum Horizont liegt Eisen.

Winters Kälte lässt mich frieren,
So muss ich mit den Armen kreisen,
Von einem Bein aufs and’re hüpfen,
Um nicht am Bahnsteig festzueisen,
Die Dunkelheit setzt auch schon ein,
Was würd‘ ich einen Zug lobpreisen.

Allmählich knurrt mein leerer Magen,
Im Rucksack suche ich nach Speisen,
Find einen Keks, den Rest vom Tee,
Und horche auch auf die ganz leisen
Geräusche, die von Ferne dringen,
Doch sind’s in diesem Fall nur Meisen.

Ich spür, wie die Gedanken kreisen,
Auf leerem Bahnsteig, leeren Gleisen,
Mit leerem Magen ohne Speisen,
Ich seh mich schon als alten Greisen,
Als Vogelscheuche für die Meisen.
Ach, könnte ich doch endlich reisen!

Und die Moral von dem Gedicht?
Der Zug kommt pünktlich? Leider nicht.

David Damm, 2021

Weiterlesen