Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Autor: David (Seite 10 von 26)

Garten, Garten, Garten

Auf geht’s mit Gebrüll, Attacke,
Schnapp mir Spaten, Schaufel, Hacke,
Wetz‘ die Messer und die Klingen,
Um den Garten zu bezwingen.

Einmal täglich Rasenmähen
Bis die Halme senkrecht stehen,
Bleibt es trocken trotz Bedrängen,
Muss ich auch den Rasen sprengen.

Knospen, Blüten explodieren,
Und ich kriech‘ auf allen Vieren,
Robbe, krauch‘ in jede Ecke
Militärisch durch den Drecke.

Nur das Unkraut nicht vergessen,
Manche sagen, man soll’s essen,
Einen Tee aus Wildkraut kochen,
Ich mag’s lieber abgestochen.

Mit den Händen zerren, reißen,
Wütend in den Rasen beißen,
Und im Erdreich wühlen, säen,
Ach, schon wieder Rasenmähen.

Der Salat beginnt zu schießen,
Zu viel Dünger, zu viel Gießen?
Doch die Schnecken waren schneller,
Bleibt nichts übrig für den Teller.

Erst zur späten Abendstunde
Ruh‘ ich aus, dreh‘ meine Runde,
Seh‘ mein Werk und denke dann,
Morgen fängt’s von Neuem an.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Juniverse

Letztes Jahr kam mir die Idee, dass es neben all den kreativen Challenges zum Schreiben und Zeichnen unbedingt eine für Gedichte geben sollte. Gedichte sind mein Steckenpferd und die Aktion soll mir (und wenn ihr wollt, auch euch) einen kleinen kreativen Impuls geben.

Einen Monat lang jeden Tag ein Gedicht schreiben.
30 Tage = 30 Gedichte

Für den Oktober gibt es den Inktober, für den November den NaNoWriMo, aber was ist mit dem Sommer? Eine Zeit, in der man jeden Tag draußen ist, sich mit Freunden trifft oder etwas unternimmt, neue Menschen und Länder kennen lernt. Da bleibt für tägliches Schreiben wenig Zeit, mag man einwenden, aber das ist ja das Schöne an Gedichten, dass sie nicht episch lang sein müssen. Mitunter reicht schon ein Zweizeiler.

Wie funktioniert Juniverse?

Ich gebe eine Liste von Wörtern vor. Für jeden Tag im Juni genau eins. Als erstes Wort und thematischer Oberbegriff dient »Garten«, denn da lässt es sich bei hoffentlich sommerlichen Temperaturen mit einem kühlen Bier in der Hängematte liegend und dem Zwitschern der Vögel lauschend gut aushalten.
Das jeweils vorgegebene Wort muss nicht zwingend verwendet werden – kann aber. Das Gedicht sollte im weitesten Sinne mit dem Wort zu tun haben. Form und Länge des Gedichts sind völlig frei: es darf gereimt werden oder nicht, ein kurzer Zweizeiler oder Gedichte jeglicher Formen wie zum Beispiel Elfchen, Haiku, Volksliedstrophe, Sonett, visuelle Poesie sind möglich.

Hashtags zum Posten

Wer seine erstellten Gedichte in den sozialen Netzwerken posten möchte, kann die Hashtags #juniverse und #juniverse2020 (bei WordPress, Twitter, Facebook, Instagram) nutzen, damit die Texte leicht gefunden werden können. Ansonsten habt ihr auch die Möglichkeit direkt unter meinen Gedichten zum jeweiligen Tag euer Werk in den Kommentaren zu posten.

Los geht’s mit der Wortliste

  1. Marienkäfer
  2. Seerose
  3. Molch
  4. Nachtigall
  5. Regenwurm
  6. Vogelhäuschen
  7. Teich
  8. Fuchs
  9. Kohl
  10. Sonnenschirm
  11. Erdbeerkuchen
  12. Insektenhotel
  13. Grashalm
  14. Summen
  15. Hängematte
Wörter der Juniverse-Challenge 2020. Das Bild darf gern verwendet und geteilt werden.
Die Hintergrundfarbe nennt sich übrigens »Grasgrün«.

Also, haut in die Tasten! Ich lass mich überraschen, ob euch etwas einfällt. Ich bemühe mich, jeden Tag das passende Gedicht hier zu veröffentlichen. Da ich nicht vorgearbeitet habe, was aber jedem nach Lust und Laune frei steht, kann es bei mir vielleicht auch mal einen Tag länger dauern.

Wer ist mit dabei?

Bisher nehmen folgende Bloggerinnen und Blogger an der Juniverse-Challenge teil:

Gosen

Ein Marathonläufer aus Gosen
Trainierte stets nackt ohne Hosen,
Gefragt nach dem Grund,
Sprach er, ’s sei gesund
Und vorbeugend gegen Thrombosen.

David Damm, 2019

Posen

Ein Liebhaber liebte in Posen
Die Blumen und wildroten Rosen,
Er riss sie flink aus,
Und trug sie nach Haus,
Verpackt in zwei Blechbutterdosen.

David Damm, 2019

Nikolaus

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wie schmutzig sieht dein Mantel aus?
Die Haare glänzen schon wie Speck,
Sie bieten einem Tier Versteck,
Da wohnt die fiese Kopfjucklaus,
Sie juckt, du kratzt die Haare aus
Bis Blut an deinen Nägeln klebt,
Dein Schritt ist schwer, die Erde bebt.

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wie schmutzig seh’n die Stiefel aus?
Zuletzt geputzt vor sieben Jahren,
Ist dir wohl Pech nur widerfahren.
Der große Zeh lugt vorn heraus,
Für neue Schuh bist du zu knaus,
Gibst deinen letzten Groschen Geld
Für einen Trunk, der warm dich hält.

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wie löchrig sieht dein Säcklein aus?
Fast zwanzig Mäuschen darin wohnen,
Sie knabbern Nüsschen, Kaffeebohnen,
Die frechste, weiße Zuckermaus
Sitzt oben drauf beim Festtagsschmaus,
Sie ist die dickste aller Mäuse,
Frisst nur die Schoko-Nikoläuse.

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wer gibt jetzt Schokolade aus?

David Damm, 2019

Falschanzeige

Wenn eine elektronische Anzeige mir anzeigt, dass sie nichts anzeigen kann, dann hat die Anzeige einen Anzeigefehler, denn ich konnte ja auf der Anzeige lesen, dass die Anzeige eigentlich nichts anzeigen sollte, d.h. die Anzeige funktionierte also doch.

Diverse Verse

Ich versuche, diverse Verse
In verschiedenen Versionen
Unmißverständlich zu konversieren
Und ohne verstörende Verschreiber
Mit der versicherten Post
In’s Universum zu versenden,
Um dort den versunkenen Verstand
Aller versierten Versliebhaber
Mit Zuversicht zu versüßen.

Verstanden?

David Damm, 2019

Die Litfaßsäule

Fassungslos stand da ein Mann
Vor der Litfaßsäule.
Er starrte die Fassade an,
Fast nur grauer Waschbeton,
Doch mit einem Faserstift
Verfasste jemand ein Gedicht.

David Damm, 2019

Lankwitz

Es gab einen Putzmann in Lankwitz,
Der putzte bis alles ganz blankblitz,
In Spalten und Ecken,
In Staubkornverstecken,
Vergessen hat er nur die Schrankritz‘.

David Damm, 2019

Sei still

Der Wind pfeift,
Die Blätter rauschen,
Der Regen prasselt,
Die Hagelkörner klappern,
Der Donner grollt,
Die Äste krachen –
Ach Herbst, du bist mir viel zu laut.

David Damm, 2019

Tete-a-Tete

Ich sitze im Cafe
Am Ufer von der Spree,
Bestelle mir Püree,
Kopfschüttelnd sagt sie: »Nee,
Bei uns gibt’s nur Kaffee,
Ein Kännchen Minzetee,
Rhabarberkirschbaiser, … «

Ich stoppe sie: »Okay,
Ich nehm‘ Cafe au Lait,
Ein Stück von dem Baiser
Mit schön viel Sahneschnee.«

Sie nickt und macht ’nen Dreh,
Es schmerzt in mir, o weh,
Sie steht auf meinem Zeh.
»Oh nein«, sagt sie, »herrje,
Ich schusseliges Reh,
Ich schenk dir ein Baiser« –
Und gibt mir einen Kuss.

David Damm, 2019

Baumblütenfest

Vor einer Woche ging das 140. Baumblütenfest in Werder an der Havel zu Ende. Dieses Mal habe ich es nicht geschafft, das Fest zu besuchen, aber vor drei Jahren bin ich von Steglitz mit dem Fahrrad gestartet und habe das Baumblütenfest und die Obsthöfe besucht, wo man Obstweine der unterschiedlichsten Sorten probieren kann.

100 Kilometer, 12 Stunden, 1 Flasche Johannisbeerwein

Ich zeige euch ein knapp halbstündiges Video gefüllt mit Spaß, Natur und Blüten über Blüten. Die gesamte Tour wurde letztendlich 100 Kilometer lang und ich war 12 Stunden unterwegs.

Ich startete in Teltow an der Kirschblütenallee, die in voller Blüte stand und Teil des Berliner Mauerwegs ist. Dann folgte ich dem Teltow-Kanal über Teltow und Kleinmachnow. Dort ging es an der Neuen Hakeburg am Machnower See vorbei zur Schleuse Kleinmachnow mit historischer Straßenbahn. Ein kurzes Stück durch Potsdam Babelsberg und dann durch den Wald bis nach Caputh, mit dem Schloss und der Fähre. Nun ein Stück auf dem Havelradweg oder auch dem Fontaneweg F1 am Schwielowsee entlang über die Baumgartenbrücke bis nach Petzow. Dort startet der Panoramaweg Werderobst, der durch kleine Orte und weite Obstplantagen führt. Er brachte mich in das Örtchen Glindow und anschließend über viele gut besuchte Obsthöfe zum Baumblütenfest. Der Panoramaweg Werderobst endet in Derwitz, wo auf einem Hügel, dem Windmühlenberg, ein sehenswertes Otto-Lilienthal-Denkmal mitten in der Natur steht.
Dann hatte ich eigentlich geplant, erneut ein Stück auf dem Havelradweg von Schmergow zurück nach Werder zu fahren, aber dafür war es schon zu spät. Stattdessen fuhr ich entlang der Bahnstrecke zurück nach Werder, direkt in die Stadt, an der Bismarckhöhe vorbei, wo es nur von Menschen wimmelte. Nach einer letzten Stärkung ging es über die Eisenbahnbrücke über die Havel und bei schummrigem Licht durch den Wildpark. In Potsdam angekommen, wollte ich vom Hauptbahnhof mit der S-Bahn nach Hause fahren, aber der Betrieb war vermutlich wegen Bauarbeiten eingestellt worden. So schaffte ich es mit letzter Kraft über den Schäferberg bis Wannsee und nahm von dort die S1 bis Steglitz.

Anklicken, um Video bei YouTube anzusehen

Halle (2)

Ein fidelnder Geiger aus Halle
Stand spielend am Markplatz, und alle,
Die ihm dort zuhörten,
Sich lautstark empörten,
Warum nichts von Händel* erschalle.

*Georg Friedrich Händel wurde in der Stadt Halle an der Saale geboren.

David Damm, 2019

Halle

Ein Cowboy ritt nächtens durch Halle,
Er suchte Radau und Krawalle,
Die Straßen war’n leer,
Das wurmt‘ ihn so sehr,
Dass er von dem Pony gefalle‘.

David Damm, 2019

Bremen

Es lebte ein Biber in Bremen,
Der wollte sich nicht übernehmen,
D’rum nahm er, ganz schlau,
Zum Biberburgbau
Den Bagger trotz Steuerproblemen.

David Damm, 2019

Ungewöhnliche Balkonpflanzen

Es gibt die echten Klassiker, die auf vielen Balkonen zu finden sind: Geranien, Petunien und sicher auch Margeriten. Bei uns sieht es da aber ganz anders aus. Neben den Akeleien finden sich Ringelblumen, Hornveilchen, Kalifornischer Goldmohn und Hornklee. Dazwischen mal Zwiebeln von Frühblühern wie Krokussen und Tulpen, die aber nicht wirklich gut im Balkonkasten gedeihen.

Warum sind diese Planzen da?

Weil wir für den Garten Zwiebeln und Samen gekauft und vergezogen hatten, aber immer etwas übrig blieb, sich ein Samentütchen versteckt hatte, wir daheim zu spät ausgesät hatten oder die gekeimten Pflanzen nicht so richtig gedeihen wollten. Im Grunde ist unser Balkon ein Krankenhaus für Pflanzen, eine Pflegestation mit täglicher Betreuung. Zwischen den genannten verbirgt sich auch gern mal ein kleiner Salat, Postelein (Tellerkraut) oder Spinatpflänzchen. Diese waren eigentlich dazu gedacht, uns im Winter mit ein bisschen frischem Grün zu versorgen, aber wir hatten die Rechnung ohne die Spatzen gemacht. War es anfangs nur einer, der hin und wieder vorbei kam und sich etwas von dem Grünzeug pflückte, sind es inzwischen kleine Grüppchen von vier bis fünf Spatzen, die sich über das Salatbuffet her machen. Sie sammeln sich im Baum vor unserem Balkon und fliegen dann gemeinsam zum großen Mahl. Es geht zu wie auf dem wilden Basar, wo die Fetzen fliegen und alles, was einem nicht schmeckt, kreuz und quer durch die Gegend geschleudert wird. Wir lassen ihnen den Spaß und erfreuen uns an ihrem fröhlichen Gezwitscher, auch wenn wir es sind, die nach dem Mahl aufräumen und abwaschen müssen.

Seit neuestem scheint sich sogar eine Biene neben einem Loch, das zum Abfluss überschüssigen Regenwassers dient, häuslich einzurichten. Dies ist uns aufgefallen, weil plötzlich kleine Krümelchen auf dem Kunstrasen lagen. Die Biene hat es also irgendwie geschafft, sich durch den Putz zu graben und sich mühevoll an der Kunstrasenkante vorbei in das kleine Löchlein zu zwängen. Möglicherweise hat sie diesen Platz für ihren Nachwuchs auserkoren.

Die Akelei

Letztes Jahr haben wir aus Samen etliche Akeleipflanzen gezogen. Die meisten zogen, als sie kräftig genug waren, in den Garten um. Es blieben jedoch vier Pflänzchen übrig, die recht schwach wirkten. Zum Wegschmeißen konnten wir uns nicht überwinden, und so landeten sie alle zusammen in einem Blumenkasten. Dort hatten wir sie stets im Blick und konnten sie hegen und pflegen. Da die Akelei sowieso erst im zweiten Jahr blüht, trug sie im ersten Jahr nicht zur Verschönerung des Balkons bei, war aber auch kein Schandfleck, denn selbst die zarten, grünen, rundlich ausgefransten Blättchen waren schön anzusehen.

Irgendwann kam der Herbst und dann der Winter, der sich 2018/2019 in Berlin kaum als solcher bezeichnen durfte. Es gab nur wenige Tage  unter Null und so gut wie keinen Schnee, zumindest keinen, der länger als zwei Stunden liegen blieb. Da unser Balkon geschützt in der Hauswand eingelassen ist, also eigentlich als Loggia bezeichnet werden dürfte, sorgten die Abwärme des Hauses, die windgeschützte Lage und die Ausrichtung nach Südwesten zusätzlich für milde Temperaturen. Infolgedessen geschah es, dass die Akeleipflanzen den gesamten Winter über grün blieben. Das zum Herbst hin üppig gewordene Laub zog sich zwar etwas zurück, aber die Pflanzen blieben sichtbar und schoben sogar hin und wieder kleine frische Blättchen nach.

Mit den ersten wärmeren Tagen im Februar, an denen schon zwanzig Grad erreicht wurden, setzte sofort das Wachstum ein und das Grün quoll innerhalb weniger Wochen aus dem Blumenkasten. Mitte März schoben sich kräftige Stengel gen Himmel, die schon Anfang April Blütenknospen ausbildeten. Es stellte sich heraus, dass wir abwechselnd nebeneinander zwei kleinwüchsige und zwei großwüchsige Akeleien gepflanzt hatten. Die kleinwüchsigen blühten etwas früher, da ihre Blütenstengel nicht so weit auswachsen mussten. In der Blütengröße stehen sie jedoch den großwüchsigen kaum nach. Die äußeren Blütenblätter der kleinwüchsigen sind pink gefärbt, die inneren weiß. Sie lugen gerade mal ein paar Zentimeter aus dem Blumenkasten. Unten von der Straße aus lassen sie sich nicht erblicken. Im Gegensatz dazu stehen die Blüten der großwüchsigen Akelei vielverzweigt und vierzig Zentimeter hoch. Die Stengel tragen kaum Blätter, dafür umso mehr Blüten, gestaffelt in unterschiedlichen Höhen. Die Blüten sind tief lila bis leicht bläulich gefärbt und schwingen mit dem Wind hin und her, die Köpfchen zart nickend. Manch eine Hummel folgte ihrem Lockruf und labte sich an den gelben Pollen. Selbst Spaziergänger bleiben vor unserer Haustür stehen, legen den Kopf in den Nacken und bestaunen die kerzengeraden Akeleien, die lauthals rufen mögen: „Seht nur her, der Sommer ist gekommen.“

Wir lassen sie in dem Glauben und verschweigen, dass sie einige Wochen zu früh dran ist.

Der Osterhase

Der Osterhas‘ mit Namen Lars
Saß früh bis spät im tiefen Gras
Und neben ihm ein Wasserglas.
Den Pinsel tunkte er aus Spaß
In rot, gelb, blau und grün wie Gras,
Gekochtes Ei, nicht ausgeblas‘,
Bemalte er nach Augenmaß,
Bevor er’s hungrig selber fraß.

David Damm, 2019