Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.

Kategorie: Lyrik (Seite 9 von 20)

Betthüpfer

Ich liege auf dem feuchten Rasen,
Da kribbelt’s mir in Ohr und Nasen,
Ich dreh‘ mich um und merke schnell,
Das ist ein selt’nes Sprungmodell.

Ein Tierchen sitzt auf einem Blatt
Und weil’s so lange Beinchen hat,
Springt’s gerne hoch und weit ins Ried
Und pfeift dabei ein schrilles Lied.

Ich rücke noch ein Stück heran,
Damit ich’s besser sehen kann:
Es trägt Antennen im Gesicht
Und unter’m Hals ein Blinkerlicht?

Da stimmt was nicht mit diesem Tier,
Denk‘ ich, die Augen reibend, mir:
Wenn Grillen Brillen am Kragen tragen,
Dann wird es Zeit gut‘ Nacht zu sagen.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Volle Punktzahl

Den ersten Punkt hast du für die Freude am Leben bekommen,
Den zweiten für das lodernde Feuer der Liebe in dir,
Den dritten erhieltst du für deine Gutmütigkeit,
Den vierten für das Glück, das du im Herzen trägst,
Den fünften bekamst du für die Kraft, die du anderen spendest,
Den sechsten für die Hoffnung, niemals aufzugeben,
Und den siebten und letzten für deinen täglichen Fleiß.

Nun sitzt du hier auf meiner Hand,
Krabbelst auf die Kuppe meines Zeigefingers
Und ich flüstere dir zu:
»Flieg, lieber Marienkäfer, flieg weit hinaus in die Welt.«
Schon schlägst du mit deinen Flügeln
Und entschwebst mit einem leisen Surren,
Um den Menschen deine Botschaft zu überbringen.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Die Ausgrabung

Es war einmal vor langer Zeit
In einem unbekannten Land,
Man grub mit Spaten tief und breit
Und schippte haufenweise Sand
Bis man dabei ein Schätzchen fand.

Dies‘ war nicht groß, nein, es war klein,
Experten waren sehr verwirrt,
Zu welchem Zwecke sollt‘ es sein?
Ein Ding, so quietschebunt lackiert,
Gefunden oft zu dritt, zu viert.

Man brachte es in eine Stadt
Und untersuchte ganz genau,
Warum’s ’nen hohlen Körper hat,
Das Mützchen rot, die Äuglein blau,
Doch wurde man daraus nicht schlau.

Nach hundert Jahren Forschungszeit
Erklärte man’s als Meisterwerk,
Und stellte sie schön aufgereiht
Auf einen flachen grünen Berg –
Seitdem nennt man sie Gartenzwerg.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Rabe und Bär

Es lebte in einem versteckt dunklen Wald
Ein Rabe von finsterster Vogelgestalt.
Die Brüder und Schwestern warf er aus dem Nest,
Die rabigen Eltern stieß er vom Geäst,
Er wollte nichts teilen, denn alles war sein,
Der Rabe war gierig und tückisch gemein.

Es lebte an einem hell plätschernden Fluss
Ein Bär, der schon lange gelebt haben muss,
Am liebsten lag er auf dem faulen Pelz
Am quirligen Ufer auf kühlendem Fels,
Die Fische, die sprangen und konnten froh sein,
Er mochte nur Träumen von Honig allein.

Es lebte an einem sehr fruchtbaren Feld
Ein Mensch, der den Acker mit Saatgut bestellt‘,
Er schuftete täglich von früh bis zur Nacht,
Er hat nur an’s Wohl der Familie gedacht,
Doch wegen der Arbeit blieb ihm wenig Zeit
Für Frau und die Kinder und Herzlichkeit.

Im Abendlicht zog es den hungrigen Bär
Zum Hause des Bauern, es lockte ihn sehr
Der süßliche Duft, ein Topf stand vor’m Haus –
Rhabarbar mit Honig – und kühlte noch aus.
Der Bär schlich sich vorsichtig tastend heran,
Er spitzte die Ohren – doch was geschah dann?

Der Rabe flog über den Bären hinweg,
Er kreiste und suchte den lohnensten Fleck.
Er stürzte hinab auf den Acker und fraß
Die Körner so schnell, dass er leider vergaß,
Sich zu vergewissern, dass niemand ihn stört,
Doch hatte der Mensch längst das Krächzen gehört.

Der Mensch wurde wütend, nahm Kimme und Korn,
Und schoss mit der Flinte, er tobte vor Zorn.
Es stoben die Federn des Raben umher,
Er krächzte noch einmal, dann war er nicht mehr.
Der Bär nahm die Tatzen geschwind in die Hand
Und schwamm über’n Fluss, wo der Mensch ihn nicht fand.

Am ganz frühen Morgen erwachte der Bär,
Die Sonne ging auf und er wusste nicht mehr,
Was gestern geschehen, die Sorgen war’n fort –
Ein Töpfchen Rhabarber mit Honig stand dort.
Und wenn dieser Bär nicht gestorben ist,
Dann sitzt er noch immer am Ufer und frisst.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Auf dem Holzweg

Ich saß auf einem Bretterding,
Ich glaub‘, es war…
Ein Tisch? – Nein.
Ein Brennholzhaufen? – Nein.
Ein Klappstuhl? – Nein.
Eine Bank? – Nein.
Eine Holzleiter? – Nein.
Ein Steg? – Nein.
Ein Hocker? – …
Jetzt fällt’s mir wieder ein:
Ich saß auf einem Bretterding
Und neben mir ein Schmetterling.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Die Maus

In meinem Garten wohnt ’ne Maus,
Sie hat dort irgendwo ein Haus,
Der Eingang liegt so gut versteckt,
Dass ich ihn bisher nicht entdeckt,
Ich suchte wirklich überall,
Im Gras, im Heu, im Pferdestall.

Wer fragt, woher ich wissen kann,
Dass sie dort lebt, dem sag‘ ich dann,
Ich sah sie oft auf ihren Runden
Am Himmel flattern und erkunden,
Doch brach die dunkle Nacht herein,
Muss sie im Schwarz verschwunden sein.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Im Morgenrot

Im Morgenrot die Vögel zwitschern,
Auf Blütenblättern Tröpfchen glitzern,
Am Pflaum’baum grüne Früchte hängen,
Die möchte ich zur Reife drängen,
Ich wünscht‘, sie wär’n längst violett,
Weil ich sie gern gegessen hätt‘.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Garten, Garten, Garten

Auf geht’s mit Gebrüll, Attacke,
Schnapp mir Spaten, Schaufel, Hacke,
Wetz‘ die Messer und die Klingen,
Um den Garten zu bezwingen.

Einmal täglich Rasenmähen
Bis die Halme senkrecht stehen,
Bleibt es trocken trotz Bedrängen,
Muss ich auch den Rasen sprengen.

Knospen, Blüten explodieren,
Und ich kriech‘ auf allen Vieren,
Robbe, krauch‘ in jede Ecke
Militärisch durch den Drecke.

Nur das Unkraut nicht vergessen,
Manche sagen, man soll’s essen,
Einen Tee aus Wildkraut kochen,
Ich mag’s lieber abgestochen.

Mit den Händen zerren, reißen,
Wütend in den Rasen beißen,
Und im Erdreich wühlen, säen,
Ach, schon wieder Rasenmähen.

Der Salat beginnt zu schießen,
Zu viel Dünger, zu viel Gießen?
Doch die Schnecken waren schneller,
Bleibt nichts übrig für den Teller.

Erst zur späten Abendstunde
Ruh‘ ich aus, dreh‘ meine Runde,
Seh‘ mein Werk und denke dann,
Morgen fängt’s von Neuem an.

David Damm, 2020

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.

Gosen

Ein Marathonläufer aus Gosen
Trainierte stets nackt ohne Hosen,
Gefragt nach dem Grund,
Sprach er, ’s sei gesund
Und vorbeugend gegen Thrombosen.

David Damm, 2019

Posen

Ein Liebhaber liebte in Posen
Die Blumen und wildroten Rosen,
Er riss sie flink aus,
Und trug sie nach Haus,
Verpackt in zwei Blechbutterdosen.

David Damm, 2019

Nikolaus

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wie schmutzig sieht dein Mantel aus?
Die Haare glänzen schon wie Speck,
Sie bieten einem Tier Versteck,
Da wohnt die fiese Kopfjucklaus,
Sie juckt, du kratzt die Haare aus
Bis Blut an deinen Nägeln klebt,
Dein Schritt ist schwer, die Erde bebt.

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wie schmutzig seh’n die Stiefel aus?
Zuletzt geputzt vor sieben Jahren,
Ist dir wohl Pech nur widerfahren.
Der große Zeh lugt vorn heraus,
Für neue Schuh bist du zu knaus,
Gibst deinen letzten Groschen Geld
Für einen Trunk, der warm dich hält.

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wie löchrig sieht dein Säcklein aus?
Fast zwanzig Mäuschen darin wohnen,
Sie knabbern Nüsschen, Kaffeebohnen,
Die frechste, weiße Zuckermaus
Sitzt oben drauf beim Festtagsschmaus,
Sie ist die dickste aller Mäuse,
Frisst nur die Schoko-Nikoläuse.

Oh Graus, oh Graus, du Nikolaus,
Wer gibt jetzt Schokolade aus?

David Damm, 2019

Diverse Verse

Ich versuche, diverse Verse
In verschiedenen Versionen
Unmißverständlich zu konversieren
Und ohne verstörende Verschreiber
Mit der versicherten Post
In’s Universum zu versenden,
Um dort den versunkenen Verstand
Aller versierten Versliebhaber
Mit Zuversicht zu versüßen.

Verstanden?

David Damm, 2019

Die Litfaßsäule

Fassungslos stand da ein Mann
Vor der Litfaßsäule.
Er starrte die Fassade an,
Fast nur grauer Waschbeton,
Doch mit einem Faserstift
Verfasste jemand ein Gedicht.

David Damm, 2019

Lankwitz

Es gab einen Putzmann in Lankwitz,
Der putzte bis alles ganz blankblitz,
In Spalten und Ecken,
In Staubkornverstecken,
Vergessen hat er nur die Schrankritz‘.

David Damm, 2019

Sei still

Der Wind pfeift,
Die Blätter rauschen,
Der Regen prasselt,
Die Hagelkörner klappern,
Der Donner grollt,
Die Äste krachen –
Ach Herbst, du bist mir viel zu laut.

David Damm, 2019

Tete-a-Tete

Ich sitze im Cafe
Am Ufer von der Spree,
Bestelle mir Püree,
Kopfschüttelnd sagt sie: »Nee,
Bei uns gibt’s nur Kaffee,
Ein Kännchen Minzetee,
Rhabarberkirschbaiser, … «

Ich stoppe sie: »Okay,
Ich nehm‘ Cafe au Lait,
Ein Stück von dem Baiser
Mit schön viel Sahneschnee.«

Sie nickt und macht ’nen Dreh,
Es schmerzt in mir, o weh,
Sie steht auf meinem Zeh.
»Oh nein«, sagt sie, »herrje,
Ich schusseliges Reh,
Ich schenk dir ein Baiser« –
Und gibt mir einen Kuss.

David Damm, 2019

Halle (2)

Ein fidelnder Geiger aus Halle
Stand spielend am Markplatz, und alle,
Die ihm dort zuhörten,
Sich lautstark empörten,
Warum nichts von Händel* erschalle.

*Georg Friedrich Händel wurde in der Stadt Halle an der Saale geboren.

David Damm, 2019

Halle

Ein Cowboy ritt nächtens durch Halle,
Er suchte Radau und Krawalle,
Die Straßen war’n leer,
Das wurmt‘ ihn so sehr,
Dass er von dem Pony gefalle‘.

David Damm, 2019