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Schlagwort: gedicht (Seite 3 von 15)

Weisheit

Weisheit
Ergibt sich,
Sobald der Mensch
Erkennt, die Fehler anderer
Nachzusehen.

David Damm, 2021

Dieses Elfchen entstand im Rahmen der Aktion #ElfchenZumElften von „Dein Poet“ zum Thema Wesentliches.

Aufregend

Ein Reh steht im Regenwald, es will sich nicht regen,
Weil der Regen unentwegt aufs regungslose Rehfell fällt.
Angeregt beobachtet das Reh einen winzigen Regenwurm,
Wie er sich durch die regennassen Pfützen windet.

David Damm, 2021

Vorm Fenster

Eine Haiku-Gedichtkette

Verlorenes Laub
Bedeckt den feuchten Boden
Mit bunten Farben.

Eichhörnchen vergräbt
Die gefundene Walnuss
Für schlechte Zeiten.

Kindergemurmel
Zieht vor dem Fenster vorbei,
Laternen leuchten.

Augen erstrahlen,
Kerzen flackern atemlos,
Bald ist Weihnachten.

Schneeflocken treiben,
Eisblumen in den Fenstern,
Die Glocken schlagen.

David Damm, 2021

Das letzte Gericht

Die weiße Gans steht ganz entzückend
Auf bunter Wiese Blümchen pflückend,
Hans steht am Zaun, er lächelt, lacht,
Bestaunt die Gans in ihrer Pracht.

Sie zupft am Federkleid, sich schmückend,
Doch dann droht dicke Luft – bedrückend,
Das schwere Gattertor geht auf,
Die Gans ist klug – macht Dauerlauf.

Der Bauer hinkt auf krummen Krücken,
Er flucht, verdammt, aus vollen Stücken:
»Du dumme Gans bleib endlich hier,
Ich krieg dich schon, du blödes Tier!«

Der Bauer schnauft und will sich bücken,
Da schießt ihm Schmerz in seinen Rücken,
Die Gans quietscht laut vor Angst und Schreck,
Der Bauer schwankt und sitzt im Dreck.

Rasch nimmt er ein paar Whiskeyschlücke,
Auf dass sein Leiden sich verdrücke,
Und als er wieder um sich sieht,
Sieht er noch wie die Gans entflieht.

Das Tor steht offen, schwups, ruckzück,
War sie entfleucht, kein Blick zurück,
In weiter Ferne wippt der Schwanz,
Und Hans macht einen Freudentanz.

Die Gans gerettet, ganz im Stück,
Der Hans ist außer sich vor Glück,
Er wünscht ihr noch ein langes Leben,
Von vielen Gänseklein umgeben.

David Damm, 2021

Rätselgedicht

Der eine nimmt etwas und taucht es in Tinte,
Der Jäger erlegt es mit seiner Schrotflinte,
Manch einer ruht nachts auf dem weißen Kleid,
Ein and’rer verspeist es zur Herbsteszeit,
Mit Rotkohl und Klößen wird es kredenzt,
Gebacken im Ofen bis es goldbraun glänzt.
Falls sie’s noch nicht wissen, dann geh’n ’se raten,
Das Lösungswort heißt nämlich ….

David Damm, 2021

Ich glaube, das Rätsel ist nicht allzu schwer. Wer noch einen Tipp braucht, der möge an den heutigen Tag denken. 😉

Rasten

Rasten,
Uhren anhalten,
Halbtags Zeit verschwenden,
Existenz der Untätigkeit auskosten –
Nickerchen.

David Damm, 2021

Dieses Elfchen entstand im Rahmen der Aktion #ElfchenZumElften von „Dein Poet“ zum Thema Müßiggang.

Sternstunde

Staunend steh ich auf der Straße
Den Blick hoch in die Nacht gestellt,
Denn hinter all den Gaslaternen
Gibt es noch eine and’re Welt.

Sind’s in der Stadt nur hundert Sterne,
Sind’s auf dem Land schon tausend mehr,
Wie viele funkeln über allen?
Wer weiß, das Zählen fällt mir schwer.

Doch unterm Licht der Sternbildzeichen
Zieh’n Gänse südwärts irgendhin,
Verborgen sind sie meinen Augen,
Ihr Schnattern ist mir Lustgewinn.

Des Mondes Sichel wird bald sinken,
Sie steht knapp überm Nachbarhaus,
Der Mond scheint jetzt so hell, viel größer,
Ich gebe innerlich Applaus.

Kühl ist es um mich geworden,
Meine Lippen zittern, beben,
Ach, wie schön, es lässt mich spüren,
Welch ein Glück es ist zu leben.

David Damm, 2021

Köthen

Ein Musiker lebte in Köthen,
Der spielte am liebsten auf Flöten,
Und stand er im Garten,
Blies alte Kantaten,
So kamen und lauschten nur Kröten.

David Damm, 2021

Was der Rattenfänger von Hameln in Niedersachsen ist, ist der Krötenfänger von Köthen in Sachsen-Anhalt. 😉

Herbstfrische

Wer jetzt in seiner Stube sitzt,
Die Türen fest verriegelt,
Den muss man packen, und dann flitzt
Man raus geschwind zum nahen See,
Wo’s Herbstlaub sich drin spiegelt.
Doch wer in seiner Stube sitzt,
Hält Türen meist verriegelt.

David Damm, 2021

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wider / wieder

für wochen gefangen im häuslichen turm
    / zurückgewonnene freiheit entfacht das leben im sturm
nur einsame runden im endlosen regen
    / endlich wieder hinaus ohne masken und regeln
mittags abgespeist mit reis und petersilie
    / sich die ersehnte reise erfüllen zu der familie
mit blassen wangen vor dem spiegel gestanden
    / vom alltag ablassen und in der ferne stranden
in den seilen gehangen vom langen verstecken
    / die aussicht an steilen passagen entdecken
wann den letzten eisbecher im café gegessen
    / wanderschuhe werden zum eisbrecher an alpenpässen
die ewig gleiche sicht übers platte heimatland
    / neue platten beschallen den hungrigen verstand
wie ein fauler wal tagein tagaus in der bude gehockt
    / du hast die wahl und nun wird die welt gerockt

David Damm, 2021

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Das gebrochene Eis

Sooft wurde ich belächelt,
Ich wäre ein Softie,
Sofort konterte ich
Und lud auf ein Softeis ein.

Dem konnte niemand widerstehen.
Egal ob jung, ob alt, ob groß, ob klein.
Drum lad ich fortan jeden ein,
So feiern wir das Wiedersehen.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Softeis« verfasst.

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Vogelfrei

Ziwitt, zschhhh, zschhhh,
Pfeilschnell zischt sie vorbei,
Ums Dachgeschoss, durchs Gebüsch,
Die Böschung hinunter und rauf,
Eine weitere Runde um den Dorfteich,
Märkischer Sand stobt auf,
Tsink, tsink, tsink, ziwitt,
Jugendliche hocken in der Bushaltestelle,
Es wird geknerbelt, gezwitschert, zinzeliert,
Wit, wit, ziwitt, ziwitt,
Durchdringendes Geschrei,
Doch eine Schwalbe allein macht
Weder ein Wettrennen noch den Sommer.

David Damm, 2021

Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge zum Begriff »Schwalbe« verfasst.