Die Nacht nach dem längsten Tag des Jahres bricht kurz nach zehn in Berlin-Tempelhof an. Der Mond steht tief und voll am fast dunklen Himmel über dem Feld. Schleierwolken trüben den Blick.
Ein Mann mit einem Bauch so groß und rund wie der Vollmond sitzt auf einem Vierersitz in der Ringbahn. Er grummelt und fährt sich mit der Hand über die nahezu vollendete Glatze. Die verbliebenen grauen Haare an den Seiten hat er wachsen lassen und hinter dem Nacken zu einem schmierigen Zopf gebunden. Er schaut auf seinen Bauch, streicht darüber und spricht in tiefem Ton zu ihm. Ein Blick aus dem Fenster, nur einen kurzen Moment, dann winkt er ab. Er brabbelt vor sich hin und winkt erneut kopfschüttelnd.
Er kippt seinen Oberkörper vorne über und fasst sich zunächst an die linke, dann an die rechte Ferse, als wolle er prüfen, ob seine Füße in der Zwischenzeit nicht weggelaufen seien. Er sieht auf die Uhr, schüttelt den Kopf und murmelt etwas von halb elf. Dann erhebt er sich, als wolle er aussteigen. Er greift seine riesige Plastiktasche und wankt durch den Wagen. Doch statt zur Tür zu gehen, entdeckt er zwei Sitzreihen entfernt eine einsam auf dem Boden stehende Papiertüte von Primark. Er setzt sich neben die Tüte, legt seine Tasche ab und hebt die Tüte auf seinen Schoß. Mit den klobigen Händen hält er die zarten Henkel weit auseinander und inspiziert das Innere. Dann stellt er sie vor sich auf den Boden zurück. Wenig später greift er wieder zu. Er schaut hinein, die Tüte raschelt. Er entscheidet sich, sie zwischen den Beinen abzustellen und festzuhalten. Ab und zu brabbelt er, sieht sich um und blickt auf die Uhr. Es ist 10 vor halb 11. Haltestelle Insbrucker Platz steigt er mit Tasche und Tüte aus.