Hängt dein Bierbauch überm Kilt,
Und aus dem Hemd der Schwabbel quillt,
Dann weißt du schon, was immer gilt:
Was and’re denken, ist halb so wild.
David Damm, 2021
Das Blog für Lyrik, Prosa, Musik und Ton.
Hängt dein Bierbauch überm Kilt,
Und aus dem Hemd der Schwabbel quillt,
Dann weißt du schon, was immer gilt:
Was and’re denken, ist halb so wild.
David Damm, 2021
Zuhause sitzt Britta am Tisch und ist still,
Sie grübelt, was sie vom Leben noch will.
Der Ritter von gestern war echt Overkill,
Bestellte im Cafe ’ne Suppe mit Krill,
Und erst seine Zither, die klang schrecklich schrill,
So einen braucht sie nicht als täglichen Thrill.
Doch wohnt nebenan nicht der niedliche Phil,
Auf seiner Fensterbank steht ein Topf Dill,
Und hatte der nicht ’nen elektrischen Grill?
Na klar, das ist es, was Britta jetzt will!
Der Phil ist so lieb, der kann kein Unbill –
Sofort klingelt Britta bei ihm und will chill’n.
David Damm, 2021
Mit diesem Gedicht ist die kleine Britta-Trilogie komplett. Alle drei Gedichte (dieses, Blind Date und Brrrrr) wurden von mir noch mit einem comicartigen Bild versehen.
Eine junge Frau, ihr Name ist Britta,
Geht nachmittags in ein Cafe,
Verabredet ist sie mit einem Ritter,
Vielleicht eine dumme Idee?
Er ist schon da und spielt auf der Zither,
Die Rüstung, die rostet und quietscht,
Ein trauriger Anblick, kein Glamour und Glitter,
Womit hat sie das nur verdient?
Sie bestellt sich Kaffee und Mandelsplitter,
Der Anstand gebietet es ihr,
Der Kuchen ist trocken, der Kaffee ist bitter,
Rasch zahlt sie, es ist kurz nach Vier.
Beim Gehen verfängt sich ihr Absatz im Gitter,
Sie schwankt und greift nach dem Tisch,
Die Tischdecke fliegt und der Kaffee Melitta
Ergießt sich dem Ritter im Schritt.
David Damm, 2021
Die göttlichste Schönheit, die Wassernymphe,
Entstieg einer Quelle unweit der Sümpfe,
Den Schoß bedeckte sie mit nur einem Blatt,
Das unter dem Feigenbaum gelegen hat.
Aus dem wildesten Dickicht, nur Sträucher und Stümpfe,
Kroch ein Wesen der seltenen Gattung der Schlümpfe,
Er reckte und streckte sich wie ein Akrobat,
Bis er auf dem Baumstumpf gesessen hat.
»Du bist wunderschön«, sprach der Schlumpf zu der Nymphe,
»Doch verzeihe mir, wenn ich die Nase rümpfe.
Deine Haut ist so rein und eben und glatt,
Doch stinkst du abscheulich nach Knoblauchsalat.«
»Mein lieber Freund, was soll das Geschimpfe?
Sind Meckern und Tadeln deine einzigen Trümpfe?
Siehst dich unverschämt an meiner Blöße satt,
Weißt du nicht, was es heißt, wenn man Anstand hat?«
Daraufhin verschwand für einen Moment die Nymphe,
Zog sich ein Fischernetz an und löchrige Strümpfe,
»Du hast mich verletzt, du hölzerner Schrat!«,
Indes dieser turnte – er übte Spagat.
Augenblicklich besann sich der Waldschrat der Schlümpfe,
Und versprach: »Nie wieder will ich dich verunglimpfe!«
Er unterstrich seine Absicht mit einer guten Tat,
Dann trollte er sich demütig auf dem Uferpfad.
So sieht man des Nachts manchmal Nymphen und Schlümpfe
Beim Schwimmen und Tauchen durch Seen und Sümpfe,
Und sind sie von dieser Ertüchtigung platt,
Stärken sie sich gemeinsam am Knoblauchsalat.
David Damm, 2021
Wär ich jetzt am nördlichsten Pole,
Säß ich im Hafen auf der einsamen Mole,
Unter mir knärzte die faulige Bohle,
Überm Iglu wär Rauch schwarzer Kohle,
Am Himmel flöge eine traurige Dohle,
Neben mir läge eine scharfe Pistole,
Ich täte es nur der Menschheit zum Wohle:
Nie wieder sprühte ich Aerosole.
David Damm, 2021
Die quirlige Qualle ist in Quarantäne,
Doch morgens vorm Frühstück putzt sie sich die Zähne,
Und kämmt vor dem Spiegel die wallende Mähne,
Ins hübsche Gesicht fällt ihr eine Strähne.
Die quirlige Qualle ist in Quarantäne,
Doch sie hatte eigentlich so viele Pläne,
Zum Einkauf am Markt mit Sprudelfontäne,
Zum Stadtpark, zum Teich, zum Füttern der Schwäne.
Die quirlige Qualle ist in Quarantäne,
Doch wäre sie gerne am Fluss, auch alleene,
Dort trieben die Bötchen, im Hafen die Kräne,
Die drehten sich rastlos und füllten Lastkähne.
Jetzt steht sie am Fenster und kriegt ’ne Migräne,
Am Baum klopft ein Specht, es fliegen die Späne,
Sie blickt auf die Uhr und verdrückt eine Träne,
Zwei Wochen sind um, adieu Quarantäne.
Sie freut sich und jubelt und springt auf die Beene,
Die quirlige Qualle war in Quarantäne,
Bevor ich’s vergesse und hier nicht erwähne –
Die quirlige Qualle war in Quarantäne.
David Damm, 2020
Es war einmal ein Maler,
Der hatte wenig Taler,
Das Portemonnaie mal voll, mal leer,
Ging er mit seinem letzt‘ Salär
Zum Baumarkt, kaufte Farbeimer,
Die riesengroß und schrecklich schwer,
Doch dann geschah ihm ein Malheur
Er rutschte aus, es schmerzte sehr,
Ein Klatschen drang ihm zum Gehör,
Die Eimer flogen, war’n rasch leer –
Seitdem ist er kein Maler mehr.
David Damm, 2020
Tausend kleine Tomaten
Hängen in meinem Garten,
Ich kann es kaum erwarten,
Bis ich sie ernten kann.
Noch sind es grüne Bälle,
Doch bald geht es ganz schnelle,
Dass ich sie auf der Stelle
Mir einverleiben kann.
Bestimmt in ein paar Tagen,
Wenn sie sich Rot auftragen,
Dann werde ich es wagen,
Bis dahin bleib’n sie dran.
So muss ich mich noch zügeln,
Werd‘ graben in den Hügeln,
Die Gartenschürze bügeln,
Zieh‘ sie zur Ernte an.
David Damm, 2020
Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.
Anna macht‘ am Tag Spagat,
Harald sah das ganz als Spaß,
Danach aß man Blattsalat,
Manchmal gab’s dann Ananas.
Annas Lamm kam ganz rasant,
Harald nahm das Lamm an’s Band,
Das Alpaka sprang galant,
Was das Lama lahm gar fand,
Annas Gans saß da am Rand,
Fraß das Gras, was grad da stand.
Nachts ward’s kalt, das gab Alarm,
Anna lag an Haralds Arm.
Anna – das war Haralds Spatz,
Harald – das war Annas Schatz.
David Damm, 2020
Dieses Gedicht wurde im Rahmen der Juniverse-Challenge verfasst.
Ich sitze im Cafe
Am Ufer von der Spree,
Bestelle mir Püree,
Kopfschüttelnd sagt sie: »Nee,
Bei uns gibt’s nur Kaffee,
Ein Kännchen Minzetee,
Rhabarberkirschbaiser, … «
Ich stoppe sie: »Okay,
Ich nehm‘ Cafe au Lait,
Ein Stück von dem Baiser
Mit schön viel Sahneschnee.«
Sie nickt und macht ’nen Dreh,
Es schmerzt in mir, o weh,
Sie steht auf meinem Zeh.
»Oh nein«, sagt sie, »herrje,
Ich schusseliges Reh,
Ich schenk dir ein Baiser« –
Und gibt mir einen Kuss.
David Damm, 2019
Der Osterhas‘ mit Namen Lars
Saß früh bis spät im tiefen Gras
Und neben ihm ein Wasserglas.
Den Pinsel tunkte er aus Spaß
In rot, gelb, blau und grün wie Gras,
Gekochtes Ei, nicht ausgeblas‘,
Bemalte er nach Augenmaß,
Bevor er’s hungrig selber fraß.
David Damm, 2019
Was macht das Pferd im Herd, wo es nicht hin gehört?
Es hat den Nachbarn, ständig wiehernd, nur gestört,
Da hat er es gepackt und knusprig braun gebackt,
Damit das Pferd ihm ein, zwei Mahlzeiten beschert.
David Damm, 2019
An einem Morgen fand ich Spuren im Sand,
Und ich wusste, es waren die deinen,
Der Wind blies die Wellen über den Strand,
Und ich musste fürchterlich weinen –
Bis das Sandkorn aus meinem Auge verschwand.
David Damm, 2019
Wir wollten sie nie:
Die Monotonie
Der Waldkompanie,
In Reihe und Glie _ d.
D’rum brechen wir sie!
David Damm, 2018
Am liebsten ess‘ ich abends ganz lässig Sülze in Essig,
Denn dann vergess‘ ich wie stressig mein Tag war.
David Damm, 2017
Seit Wochen schwänzt der Sommer,
Der Himmel droht ihm mit Verdruss,
Er öffnet seine Schleusen
Und schmettert einen Donnerkuss,
Die Bäume wanken, zittern,
Die Straße fließt als breiter Fluss,
Doch Baden ist verboten.
So schnell wie’s kam, so war’s auch Schluss,
Betropft sind meine Fenster,
Nur blöd, dass ich sie putzen muss.
David Damm, 2017
Abends wander‘ ich durch Steglitz,
Von der Arbeit mausetot,
Und da sitzt am Weg ein Stieglitz
Frisch betupft mit Gelb und Rot.
Helle Freude wiegt sein Antlitz,
Eifrig pickt er Krumen Brot, –
Doch dann flieht er wie ein Potzblitz,
Weil er glaubt, er wird bedroht.
Fort entschwunden durch den Zaunschlitz,
Fliegt er weit in seiner Not,
Und so tönt das Lied des Stieglitz
Durch das müde Abendrot.
David Damm, 2017
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
In schlichtem Grau, doch mit Balkon,
Mir ist als hätt‘ ich ’ne Vision
Von meinem Hotel Grand Beton.
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Die Leute kennen mich hier schon,
Ich habe Festnetztelefon
In meinem Hotel Grand Beton.
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Die Lage ist ein Lutschbonbon,
Es brummt und rattert monoton,
Vor meinem Hotel Grand Beton.
Ich wohne jetzt im Grand Beton,
Ganz oben wie auf einem Thron,
Sie glauben ich hätt‘ ne Million
Und mir gehört‘ das Grand Beton.
David Damm, 2016
Der Elefant stand weit am Rand,
In des Geheges weißem Sand.
Dort fand er ein gestreiftes Band
Vom Zebra-Futterlieferant.
David Damm, 2016
Mittags eine Fleischboulette,
Einen Tisch, Besteck, Serviette,
Speisen, die der Gast gern hätte,
Hier an Ort und Platz und Stätte.
David Damm, 2016