Der Mensch fliegt hin, der Mensch fliegt her,
Die Welt liegt ihm zu Füßen,
Er staunt ob der Naturschönheit,
Genießt die Freiheit und die Zeit,
Nach Hause lässt er grüßen.
Ein Kuss fliegt hin, ein Kuss fliegt her,
Die Freundschaft ist gefunden,
Und manches tolle Exemplar
Verliebt sich in den andern gar,
Gefolgt von heißen Stunden.
Ein Wort fliegt hin, ein Wort fliegt her,
Bis Kopf und Stimme glühen,
Sich gegenseitig heftig fetzend
Trifft manches Wort, ist stark verletzend,
Für’s Schlichten kein Bemühen.
Die Faust fliegt hin, die Faust fliegt her,
Die Schneidezähne krachen,
Die Prügelei zieht sich ein Weilchen,
Der eine trägt nun rechts ein Veilchen,
Doch keiner gibt den Schwachen.
Ein Stein fliegt hin, ein Stein fliegt her,
Am Kopf platzt eine Wunde,
Das Blut rinnt über’s weiße Hemd,
Der Gegner krümmt sich aufgestemmt,
Nun kommt’s zur letzten Runde.
Ein Schuss fliegt hin, ein Schuss fliegt her,
Die Kugeln surren, zischen,
Der Kampf, nur sinnloses Gefecht,
Am Schluss hat niemand gut und recht,
Denn viele wird’s erwischen.
Ein Kuss fliegt hin, doch keiner her,
Die Mutter steht am Grabe,
Die Wangen feucht, der Blick so leer,
Das Herz für allezeit ihr schwer –
Ach Mensch, ist Dummheit eine Gabe?
David Damm, 2022
Regina (klatschmohnrot) sagt:
Ach Mensch – seufz – so passend leider!
Viele Grüße
Regina
2. März 2022 — 15:22
David sagt:
Ja, damit hätte ich nie gerechnet, dass die Menschheit aus der Vergangenheit nichts gelernt hat. Und dass es im gebildeten Europa soweit kommen musste… 🙁
2. März 2022 — 20:44
Regina (klatschmohnrot) sagt:
Ich auch nicht, sehr traurig, das alles!
3. März 2022 — 12:13
lecw sagt:
Toll gereimt, schönes Versmaß. Und der Inhalt bitter, aber leider wahr!
2. März 2022 — 19:17
David sagt:
Ja, hätte nicht gedacht, dass ich mal ein Anti-Kriegsgedicht schreiben würde. Naturgedichte oder Humorvolles sind mir lieber, aber nach dem Entsetzen musste es irgendwie raus.
2. März 2022 — 20:47
Ankordanz sagt:
Ein sehr schönes Gedicht,
Über eine traurige Wahrheit.
Nur jene, die es lesen müssten
Werden es wohl nicht lesen…
2. März 2022 — 21:30
grossstadtpoetin sagt:
danke david, fürs einfühlen und mitdenken.
3. März 2022 — 7:35